Müde und erschöpft ließ ich mich auf die Couch fallen.
Mein Kopf tat weh, meine Beine schmerzten vom vielen Herumlaufen und ich merkte erst jetzt, dass mein Magen knurrte. Es war nicht zu überhören.
Ich fühlte einen Druck auf meiner Brust.
„Das war kein guter Tag“, hörte ich eine mir bekannte Stimme sagen.
„Ja… Das war kein guter Tag.“
Es war einfach einer dieser Tage. Voll mit Hektik und Stress. Ohne eine einzige Minute um durchzuatmen und zu verschnaufen.
„Gestern war auch so ein Tag… und vorgestern auch…“, drang es sanft zu meinen Ohren.
Ich seufzte, weil ich zugeben musste, das es stimmte. Die letzten Tage… naja eigentlich schon Wochen waren vollgepackt bis oben hin mit Aufgaben, Erwartungen, Anforderungen und Verpflichtungen, die am besten schon gestern erledigt sein wollten. Dazu kamen dann noch Sorgen und Zweifel, ein paar scheinbar unlösbare Probleme und all die anderen Dinge, die geplant und organisiert werden mussten.
„Aber, ich muss doch dafür sorgen, dass alles perfekt funktioniert!“
„MUSST Du das wirklich?“
„Ja, aber natürlich. Wer kümmert sich denn sonst darum, dass unser Sohn versorgt ist und bei uns zu Hause alles perfekt funktioniert?“
„MUSST Du das wirklich auf diese Art und Weise tun? Auf eine Art und Weise, bei der Du Dich völlig verausgabst und irgendwann vor lauter Hektik und Stress zusammenbrichst?“
Ich schwieg.
Es war mir schon klar, dass das auf lange Sicht nicht wirklich funktionieren konnte. Und ich wusste auch, dass die Tage in letzter Zeit sehr an meine Substanz gingen. Aber ich wusste einfach nicht wie ich es anders machen sollte.
„Leg Deine Hand auf Dein Herz und fühle mal.“
Ich spürte den unruhigen Schlag meines Herzens.
„Spürst du das?“
Es fühlte sich nicht besonders gut an.
Zerfahren. Aufgewühlt. Unrund. Völlig aus dem Gleichgewicht.
„Die Zeit existiert nur in Deinen Gedanken. Du bist unsterblich. Du musst niemals, über Deine eigenen Grenzen gehen. Atme durch und verlangsame Deine hastige und überstürzte Geschwindigkeit und stelle Dich Deiner Angst.“
„Meiner Angst?“, fragte ich etwas ungläubig.
„Ja, Deiner Angst, die Dich immer weiter antreibt zu hasten, zu eilen und Dein Bedürfnis nach Ruhe, Erholung und Entspannung zu unterdrücken.“
„Ja, aber ich kann es mir nicht leisten, mich einfach nieder zu legen und nichts zu tun.“
„Du kannst es was? Es Dir nicht leisten?“
Ich wollte gerade erneut mit einer Reihe von Argumenten loslegen, da wurde ich jäh unterbrochen.
„Du kannst es Dir nicht leisten, Dich nicht auszuruhen und Deiner Sehnsucht nach bei Dir sein, nach Ruhe, Entspannung, Schlaf und süßer Ruhe nachzugeben. Dein Stress, Deine Hektik und Deine Eile sind eine Manifestation Deiner Angst vor Deinem Scheitern und Versagen. Du sitzt in einem Gefängnis der Zeit, mit dessen Hilfe Du Deine Leistungen misst.“
Es stimmte. Ich hatte große Angst davor die Dinge nicht zur Zufriedenheit aller anderen zu erledigen. Ich hatte Angst davor, Fehler zu machen und zu versagen. Und deshalb bemühte ich mich und strengte mich an. Und mein Bemühen erschöpfte mich.
„Werde still und frage Dich, wovor Du Dich fürchtest. Frage Dich, an welches Resultat Du Dich selbst gebunden hast. Du wirst überrascht sein, welche Überzeugungen Du entdecken wirst. Lege sie ab, denn sie machen Dich unglücklich.“
Ich dachte eine Weile nach und stellte fest, dass ich mich eigentlich noch viel mehr davor fürchtete, zuzugeben, dass mir das alles eigentlich schon die längste Zeit zu viel war. Ich hatte Angst davor, dass ich ausgelacht werden könnte, dass ich verurteilt werden könnte, verwundbar werde wenn ich mich schwach zeigte oder schließlich mit meiner Bitte um Hilfe abgelehnt werden könnte.
„Freue Dich über jeden Moment der Erschöpfung. Setze Dich hin und atme. Lasse alle unnötigen Aktivitäten beiseite und konzentriere Dich auf deine Erholung. Sei liebevoll zu Dir und behandle Dich selbst so sanft wie ein Kind, das in Deinen liebenden Armen ruht. Höre auf mich. In mir findest Du keine Zeit – nur den Pulsschlag der ewigen Liebe des Himmels. Lasse alle Hektik und allen Stress, alle Anstrengung und alle Bemühungen los, die über Deine Kräfte gehen. Atme meine Liebe ein und lasse Dich von der Stille und Kraft meiner Liebe durch Deine Tage tragen.“
Meine Überzeugungen ablegen… ja, das wollte ich… Die Liebe einatmen… Mich von der Stille und Kraft der Liebe durch meine Tage tragen lassen…
Diese Worte klangen noch lange in meinem Kopf und in meinen Füßen nach. Ich fühlte mich, als läge ich plötzlich an einem wunderschönen weißen Strand, umspült von sanften Wellen der Liebe.
In mir wurde es ganz still.
Ich lächelte, als ich so da lag und jede einzelne Woge die Hektik, den Stress, alle Sorgen und meine Anspannung fortspülte.
Und mein Herz, das lächelte auch.
Von Herzen,