There Are No Wrong Feelings: Eine Reflexion über die Freiheit der Gefühle

Lavendelblüten für There are no wrong feelings bei trauerlicht

Inhaltsverzeichnis

In der Trauer fühlen wir uns oft hin- und hergerissen – zwischen tiefem Schmerz, flüchtiger Freude, Wut oder Angst. Doch was, wenn keines dieser Gefühle falsch ist? Der Philosoph und spirituelle Lehrer Alan Watts lädt uns in seinem Text „There Are No Wrong Feelings“ dazu ein, unsere Emotionen zu umarmen, statt sie zu bekämpfen. Seine Worte sind wie ein sanfter Wind, der die Scham und Angst vor unseren Gefühlen wegweht und uns erlaubt, authentisch zu sein.

Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin stelle ich Dir in diesem Artikel Watt’s Poesie vor, reflektiere kurz über ihre Bedeutung für die Trauerarbeit und stelle Dir Fragen, um Deine eigenen Gefühle zu erkunden. Mein Ziel: Dir zu zeigen, dass jedes Gefühl in Deiner Trauer seinen Platz hat und Dich zur Heilung führen kann.

Das Zitat: Eine Ode an die Freiheit der Gefühle

„There are no wrong feelings.

There may be wrong actions in the sense of actions contrary to the rules of human communication. But the way you feel towards other people: loving, hating, et cetera, et cetera; there aren’t any wrong feelings.

And so, to try and force one’s feelings to be other than what they are is absurd. And furthermore: dishonest.

But you see: the idea that there are no wrong feelings is an immensely threatening one to people who are afraid to feel.

This is one of the peculiar problems of our culture: we are terrified of our feelings. We think that if we give them any scope and if we don’t immediately beat them down, they will lead us down into all kinds of chaotic and destructive actions.

But if, for a change, we would allow our feelings and look upon their comings and goings as something as beautiful and necessary as changes in the weather, the going of night and day and the four seasons, we would be at peace with ourselves.

What is so problematic for Western man is not so much his struggles with other people and their needs and problems as his struggle with his own feelings. With what he will allow himself to feel and what he won’t allow himself to feel. He is ashamed to feel really profoundly sad, so much so that he could cry. It is not manly to cry.

He is afraid to loathe somebody, because you’re not supposed to hate people. He is ashamed to be so overcome with the beauty of something, that he goes out of his mind over this beauty. Because all that kind of thing is ‚not being in control, old boy‘; not having your hands on the wheel.

I think this is the most releasing thing that anybody can possibly understand. That your inner feeling is never wrong. What you feel is never wrong – it may not be a right guide as to what you should do, but it is right that you should have the feeling of hating, or of being sad, or of being terrified. When a person comes to himself he comes to be one with his own feeling, and that is the only way to be in a position of controlling it.“

Alan Watts, from the collection of Lectures „You’re It“

Kein Gefühl ist falsch

Alan Watts’ Worte sind wie ein Befreiungsschlag für die Seele. In der Trauer fühlen wir uns oft gefangen in einem Strudel aus Emotionen – Schmerz, Wut, Schuld, aber auch Liebe oder Erleichterung. Doch wie oft urteilen wir über diese Gefühle? „Ich sollte nicht so traurig sein.“ „Es ist falsch, wütend auf den Verstorbenen zu sein.“ „Warum freue ich mich, wenn ich doch trauern sollte?“ Watts erinnert uns daran, dass jedes Gefühl – ob dunkel oder licht – richtig ist. Es ist kein Fehler, zu weinen, zu hassen oder von Schönheit überwältigt zu sein. Diese Gefühle sind wie die Gezeiten des Ozeans: Sie kommen und gehen, und sie sind Teil unseres Mensch-Seins.

In der Trauer ist diese Botschaft besonders kraftvoll. Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, können die widersprüchlichsten Emotionen auftauchen – von tiefer Traurigkeit bis zu Momenten der Freude über eine Erinnerung. Watts fordert uns auf, diese Gefühle zuzulassen und sie wie die Jahreszeiten zu betrachten: notwendig, schön, vergänglich. Indem wir unsere Gefühle zulassen, ohne sie zu bewerten, finden wir Frieden mit uns selbst. Dies ist ein Akt der Selbstliebe, der uns erlaubt, authentisch zu trauern und Heilung zu finden.

Fragen für Deine Reflexion

Watts’ Text lädt Dich ein, Deine Gefühle ohne Angst zu erkunden. Hier sind fünf Fragen, die Dich dazu anregen, seine Botschaft in Deinem Trauerprozess zu vertiefen:

  • Welches Gefühl in Deiner Trauer hast Du bisher als „falsch“ oder „nicht richtig“ empfunden? Wie würde es sich anfühlen, es ohne Urteil zuzulassen?
  • Gibt es eine Emotion, die Du oft unterdrückst, weil sie Dir unangenehm ist (z. B. Wut, Freude, Angst)? Was würde passieren, wenn Du sie spürst?
  • Kannst Du Dir vorstellen, Deine Gefühle wie die Wellen des Ozeans zu betrachten – vergänglich und natürlich? Wie könnte das Deine Trauer verändern?
  • Was bedeutet es für Dich, „mit Deinen Gefühlen eins zu sein“? Wie könntest Du Dich selbst dafür öffnen?
  • Wie kannst Du Dir selbst erlauben, tief traurig, wütend oder überwältigt zu sein, ohne Dich dafür zu schämen?

Die Kraft der Akzeptanz

Watts’ Botschaft ist nicht nur poetisch, sondern auch tief heilsam. In der Psychologie zeigt die Forschung, dass das Akzeptieren von Emotionen – auch schwierigen wie Traurigkeit oder Wut – die emotionale Resilienz stärkt und körperliche Symptome wie Stress oder Verspannungen reduziert. In der Trauerarbeit ist diese Akzeptanz essenziell: Wenn wir unsere Gefühle unterdrücken, können sie sich im Körper festsetzen oder zu innerer Zerrissenheit führen. Indem wir sie zulassen, geben wir ihnen Raum, sich zu wandeln – wie Wolken, die über den Himmel ziehen. Dies schafft nicht nur Trost, sondern auch die Freiheit, authentisch zu sein. Deine Trauer ist kein Fehler, sondern ein Ausdruck deiner Menschlichkeit. Lass sie fließen, und entdecke den Frieden, der darin liegt.

Dein Weg beginnt hier

There are no wrong feelings.“ Alan Watts’ Worte sind eine Einladung, Deine Trauer in all ihren Facetten zu umarmen. Jedes Gefühl – ob Schmerz, Liebe, Wut oder Freude – ist ein Teil von Dir, ein Beweis Deiner Lebendigkeit. Indem Du Deine Gefühle ohne Scham oder Angst zulässt, öffnest du die Tür zur Heilung.

Fühlst Du Dich von Deinen Gefühlen überwältigt oder möchtest Du lernen, sie ohne Urteil anzunehmen? Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin unterstütze ich Dich von Herzen gerne dabei, Deinen Gefühlen Raum zu geben und sie wertfrei anzunehmen – mit einfühlsamen Gesprächen, spirituellen Impulsen und sanfter Körperarbeit.

Kontaktiere mich gerne telefonisch, per eMail oder Messenger für eine liebevolle und ganzheitliche Begleitung auf emotionaler, seelischer und körperlicher Ebene.

Ich bin da für Dich.

Von Herzen,

Ursula =)

Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.