Tod und Trauer in den Weltreligionen

Tod und Trauer in Weltreligionen mit trauerlicht

Inhaltsverzeichnis

Der Tod ist eine der wenigen Gewissheiten im Leben – und jede Kultur und Religion geht anders mit diesem Moment und der damit verbundenen Trauer um. Während der Tod uns alle verbindet, prägen Glaubenssysteme die Art, wie wir Abschied nehmen, trauern und das Jenseits verstehen.

In diesem Artikel erkunden wir wie die fünf Weltreligionen – Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus – mit Tod und Trauer umgehen. Du erhältst Einblicke in sie Abläufe und Rituale verschiedener Kulturen um diese besser zu verstehen und auch Deinen eigenen Weg der Trauer zu reflektieren.

Differenzierung – Religion und Spiritualität: Zwei Wege zum Jenseits

Sowohl Religion als auch Spiritualität bieten seit jeher Antworten auf die Fragen nach dem Geheimnis von Leben und Tod, doch sie unterscheiden sich grundlegend in ihrer Herangehensweise. Beide gehen von einer transzendenten Ebene aus – einer Dimension jenseits der sichtbaren Welt, die mit unserem Leben verbunden ist. Religionen wie Christentum, Judentum und Islam institutionalisieren diese Verbindung durch heilige Schriften (Bibel, Koran, Tora) und feste Rituale, die den Gläubigen vorschreiben, wie sie leben (und auch trauern) sollen, um Heil und Erlösung zu finden. Spiritualität hingegen lädt dazu ein, die Verbindung zur unsichtbaren Welt, zum Schöpfer individuell und frei zu gestalten – ohne starre Regeln und Rituale. Während Religion sagt: „Du sollst“ , sagt die Spiritualität „Du darfst, wähle selbst“. Im Kontext von Tod und Trauer bieten beide Halt – Spiritualität durch persönliche Sinnfindung und Bewusstsein, Religion durch Struktur und Tradition.

Christentum: Hoffnung auf Auferstehung

Im Christentum ist der Tod ein Übergang zum ewigen Leben bei Gott, geprägt von der Hoffnung auf die leibliche Auferstehung, wie sie durch Jesu Auferstehung vorgezeichnet ist. Rituale bieten Trost und Struktur, variieren jedoch zwischen katholischen, evangelischen und orthodoxen Traditionen, beeinflusst durch regionale und kulturelle Unterschiede. Trauer wird als natürlicher Ausdruck von Verlust anerkannt, solange sie mit dem Glauben an Gottes Plan vereinbar ist. In vielen Gemeinschaften spielen Frauen eine zentrale Rolle, etwa bei der Totenwache oder der Gestaltung von Gedenkritualen. In einigen konservativen Strömungen (z. B. orthodoxen Gemeinden) bestimmte Rituale geschlechtsspezifisch organisiert sind.

Sterbephase

In der Sterbephase spendet die katholische Kirche die Krankensalbung, ein Sakrament, das Vergebung und geistlichen Beistand bietet. Die orthodoxe Tradition praktiziert die „Letzte Ölung“ . Angehörige beten, zünden Kerzen an und halten Totenwache, häufig mit dem Rosenkranz oder Psalmen. Der Leichnam wird gewaschen, in ein Totengewand gekleidet und aufgebahrt. In manchen Regionen, besonders in Südeuropa, verhängen Angehörige ihre Spiegel, um die Seele des Verstorbenen nicht zu „fangen“, und Fenster geöffnet, damit sie entweichen kann. In orthodoxen Gemeinschaften bleibt der Verstorbene oft drei Tage aufgebahrt, begleitet von Weihrauch und Psalmenrezitationen. Auf diese Weise wird die Seele auf ihrem Weg zu Gott unterstützt.

Bestattung und Trauerfeier

Die christliche Bestattung umfasst drei Phasen: die Aussegnung (evangelisch) oder Verabschiedung (katholisch) in der Aufbahrungshalle, den Trauergottesdienst in der Kirche und die Beisetzung. Der katholische Gottesdienst folgt festen liturgischen Riten mit Weihwasser, Bibelzitaten (z. B. Johannes 11:25-26) und Gebeten, die die Auferstehung betonen. Evangelische Bestattungen sind oft weniger formell und können von der Gemeinde mitgestaltet werden. Am Grab wird der Sarg oder die Urne mit der Formel „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“ beigesetzt, gefolgt von Gebeten wie dem Vaterunser. Das Christentum ist der Feuerbestattung kritisch gegenüber gstanden, da der Körper für die Auferstehung benötigt wurde, sie ist jedoch heute in vielen Konfessionen akzeptier, besonders im Protestantismus. In orthodoxen Gemeinschaften bleibt die Erdbestattung bevorzugt.

Trauerzeit und Gedenktage

Die Trauerzeit ist nicht streng reglementiert, aber Rituale wie die katholische Seelenmesse oder der evangelische Totensonntag (letzter Sonntag im Kirchenjahr) bieten Raum für Gedenken. Allerheiligen (1. November) ist in katholischen Ländern wie Österreich ein Feiertag, an dem Hinterbliebene die Gräber mit Kerzen und Blumen schmücken. In orthodoxen Traditionen werden Gedenkgottesdienste am 3., 9. und 40. Tag sowie am Jahrestag des Todes gefeiert, um die Seele zu begleiten. Diese Rituale spiegeln die Vielfalt christlicher Praktiken, die von Region und Konfession abhängen, etwa die farbenfrohen Grabbesuche in Mexiko (Día de los Muertos) oder die schlichten Zeremonien in Nordeuropa.

Judentum: Würde im Tod, Trost in der Gemeinschaft

Im Judentum liegt der Fokus auf dem Leben im Diesseits, doch die Seele gilt als unsterblich und kehrt zu Gott zurück. Die Trauer- und Begräbnisrituale betonen Würde, Gleichheit und die Unterstützung durch die Gemeinschaft, insbesondere durch die „Chewra Kadischa“ (heilige Gemeinschaft) – eine ehrenamtlich tätige Gemeinschaft, die sich der rituellen Bestattung Verstorbener widmet. Trauer ist ein akzeptierter Ausdruck von Verlust – strukturierte Rituale helfen, die Balance zwischen Schmerz und Gottesvertrauen zu wahren. Frauen und Männer nehmen gleichermaßen an den Ritualen teil, wobei die Chewra Kadischa oft geschlechtsspezifisch arbeitet (Frauen waschen weibliche Leichname, Männer männliche).

Sterbephase

Der Sterbende spricht, wenn möglich, das Sündenbekenntnis (Vidui) und das Glaubensbekenntnis (Schema Jisrael). Berührungen werden vermieden, um den Sterbeprozess nicht zu stören. Nach dem Tod zündet die Familie eine Kerze an, die sieben Tage brennt, und die Chewra Kadischa übernimmt die rituelle Waschung (Tahara). Der Leichnam wird in ein schlichtes weißes Totengewand (Tachrichim) gehüllt, das die Gleichheit aller vor Gott symbolisiert. Eine Totenwache (Shemira) schützt den Verstorbenen vor Scheintod und ehrt ihn durch die Anwesenheit von Gemeindemitgliedern, oft mit Psalmenrezitationen.

Bestattung und Trauerfeier

Die Erdbestattung erfolgt idealerweise innerhalb von 24 Stunden, um höchste Pietät zu wahren. Der Leichnam wird in ein Leichentuch gehüllt oder in einem einfachen Holzsarg beigesetzt, um Bescheidenheit zu betonen. Feuerbestattung ist im orthodoxen Judentum verboten, wird aber in reformierten Gemeinschaften teilweise toleriert. Die Trauerfeier beginnt im Abschiedsraum mit hebräischen Psalmen, einer Rede des Rabbiners und dem Kaddisch-Gebet, das Gott preist und die Gemeinschaft stärkt. Angehörige reißen ihr Gewand (Kria) ein – als Ausdruck des Schmerzes. Am Grab legen Trauernde Steine als Zeichen des Gedenkens, und beim Verlassen des Friedhofs waschen sie sich die Hände zur rituellen Reinigung.

Trauerzeit

Die Trauer gliedert sich in drei Phasen: die „Schiva“ (7 Tage), in der die Familie zu Hause bleibt, auf niedrigen Stühlen trauert und von der Gemeinde mit Essen versorgt wird; die „Schloshim“ (30 Tage), in der der Alltag zurückkehrt, aber Feste vermieden werden; und die „Shana“ , eine einjährige Trauerzeit von Kindern um ihre Eltern, in der keine Feiern besucht werden. Spiegel bleiben während der Schiva verdeckt, um Eitelkeit zu vermeiden, und das Haareschneiden ist untersagt. Das Kaddisch-Gebet wird regelmäßig gesprochen, oft ein Jahr lang, und stärkt die spirituelle Verbindung zur Gemeinschaft.

Islam: Rückkehr zu Allah

Im Islam wird der Tod als ein von Gott bestimmter Übergang zum ewigen Leben betrachtet, in dem die Seele vor Allah Rechenschaft ablegt. Die Rituale rund um Tod und Begräbnis sind streng geregelt. Trauer ist erlaubt, jedoch innerhalb klarer Grenzen, um Geduld (Sabr) und Hingabe zu wahren. Lautes Klagen, Schreien oder selbstverletzendes Verhalten wird jedoch als unpassend angesehen, da es den Glauben an Gottes Plan infrage stellen könnte. Die Teilnahme von Frauen an Begräbnissen ist nicht grundsätzlich verboten, variiert jedoch je nach kulturellen und regionalen Praktiken.

Sterbephase

In der Sterbephase wird die „Schahada“ (Glaubensbekenntnis) und oft Sure 36 (Ya-Sin) rezitiert, um die Seele zu stärken und den Sterbenden auf den Übergang vorzubereiten. Nach dem Tod werden die Augen des Verstorbenen geschlossen, der Leichnam auf den Rücken gelegt und mit dem Gesicht sowie den Füßen nach Mekka (Qibla) ausgerichtet. Die Waschung des Leichnams erfolgt geschlechtsspezifisch: Männer waschen männliche, Frauen weibliche Leichname. Der Tote wird in weiße Leinentücher gehüllt – in der Regel drei Tücher für Männer, fünf für Frauen und eines für Kinder – und oft mit wohlriechenden Substanzen gesalbt. Das Totengebet (Salat al-Janaza) wird stehend verrichtet, meist am Kopfende der Bahre, und ist ein kollektives Gebet für die Vergebung der Sünden des Verstorbenen.

Bestattung und Trauerfeier

Die Beisetzung erfolgt möglichst innerhalb von 24 Stunden, da der Todesengel Azrael die Seele zum Himmel geleitet. Der Leichnam wird traditionell von Männern getragen, die oft die Schahada wiederholen. Der Imam rezitiert Gebete, darunter häufig Sure 17, Vers 111, und bittet um Vergebung für den Verstorbenen, außer bei Kindern, die als sündenfrei gelten. Die Teilnahme von Frauen an Begräbnissen variiert. Während Frauen in einigen Gemeinschaften, wie in der Türkei oder Ägypten, am Totengebet (Salat al-Janaza) oder Leichenzug teilnehmen, ist ihre Anwesenheit in konservativeren Regionen, wie Teilen Saudi-Arabiens, seltener, da man befürchtet, dass emotionales Verhalten die Zeremonie stören könnte. Der Besuch von Gräbern ist für Frauen erlaubt, wobei in manchen Regionen kulturelle Normen vorschreiben, dass Frauen dies später oder in männlicher Begleitung tun. Lautstarke Klagen, wie sie in manchen Traditionen (z.B. Klageweiber in Anatolien) vorkommen, sind in sunnitischen Auslegungen verpönt – übermäßiges Klagen sei unvereinbar mit der Akzeptanz von Gottes Willen.

Trauerzeit

Die Trauerzeit beträgt in der Regel drei Tage, in denen Gebete und Koran-Rezitationen im Vordergrund stehen. Witwen halten eine längere Trauerzeit von vier Monaten und zehn Tagen ein (Koran, Sure 2:234). In den folgenden 40 Tagen tragen Angehörige in manchen Regionen dunkle Kleidung, meiden Feste und verteilen Almosen, um der Seele des Verstorbenen zu gedenken. Grabbesuche sind üblich, oft begleitet von einem gemeinsamen Essen, um die Gemeinschaft zu stärken. Im schiitischen Islam, insbesondere beim Ashura-Ritual, gedenken Trauernde durch symbolische Akte wie das Schlagen auf die Brust der Leiden verstorbener Imame, was jedoch spezifisch für diese Glaubensrichtung ist. Die Vielfalt der Praktiken zeigt, dass kulturelle und regionale Unterschiede sowie die Auslegungen der Rechtsschulen (z. B. Hanafi, Maliki, Schafi’i, Hanbali) die Trauerrituale im Islam stark prägen.

Hinduismus: Der Kreislauf des Samsara

Im Hinduismus ist der Tod Teil des Samsara, des Kreislaufs von Geburt, Tod und Wiedergeburt, der durch das Karma bestimmt wird. Ziel ist die Befreiung (Moksha) aus diesem Zyklus. Rituale sind vielfältig und variieren je nach Region, Kaste und Tradition. Sie betonen die Reinigung der Seele und die Unterstützung ihres Übergangs. Trauer wird als natürlicher Ausdruck von Verlust akzeptiert. Öffentliche Zurückhaltung ist in vielen Gemeinschaften üblich, um die spirituelle Reise der Seele nicht zu stören. Frauen und Männer nehmen gleichermaßen an Ritualen teil, wobei bestimmte Aufgaben (z.B. die Feuerbestattung) traditionell männlichen Angehörigen, insbesondere Söhnen, vorbehalten sind.

Sterbephase

Der Sterbende wird von Angehörigen umgeben, die Mantras (z. B. aus der Bhagavad Gita) oder spirituelle Lieder singen. Diese Mantren und Gesänge sollen die Seele reinigen und positive Gedanken fördern. Der Kopf wird nach Süden ausgerichtet, wo der Todesgott Yama residiert. Der Sterbende erhält Wasser aus dem Ganges oder heiliges Wasser zu trinken, um Frieden zu schenken. Nach dem Tod wäscht die Familie, oft der älteste Sohn, den Leichnam, schmückt ihn mit roten oder weißen Blumen und hüllt ihn in ein weißes Tuch. In manchen Regionen, wie in Nordindien, wird Sandelholzpaste aufgetragen, um die Seele zu ehren.

Bestattung und Trauerfeier

Die Feuerbestattung ist die Norm, da das Feuer (Agni) die Seele ins Jenseits geleitet und den Körper reinigt. Ausnahmen gelten für heilige Personen (Sadhus), Kinder und Schwangere, die erdbestattet oder einem Gewässer übergeben werden. Der Leichenzug, oft von Männern geführt, begleitet den Leichnam zum Verbrennungsplatz, idealerweise am Ganges in Städten wie Varanasi. Der älteste Sohn entzündet den Scheiterhaufen, während die Trauergemeinte Mantras rezitiert. Die Asche wird dem Fluss übergeben, um den Samsara zu durchbrechen. Die Feuerbestattung in elektrischen Krematorien ist in der heutigen Zeit bereits gestattet.

Trauerzeit

Die Trauerzeit dauert in der Regel 10 bis 13 Tage, je nach Region und Kaste. Angehörige gelten als rituell unrein und schränken soziale Kontakte ein. Sie tragen weiße Kleidung, und männliche Angehörige, oft Söhne, rasieren sich den Kopf als Zeichen der Trauer. Emotionale Ausdrücke finden im privaten Rahmen statt, da öffentliches Klagen als Störung der Seele angesehen werden kann. Nach der Trauerzeit erfolgt eine rituelle Reinigung des Hauses, oft mit Gebeten und einem gemeinsamen Mahl. Das jährliche Shraddha-Gedenken, besonders in der Pitru-Paksha-Zeit, ehrt die Vorfahren und stärkt die familiäre Kontinuität. In südindischen Traditionen sind die Rituale oft aufwendiger, während sie in nordindischen Gemeinschaften schlichter sein können.

Buddhismus: Der Weg ins Nirvana

Im Buddhismus ist der Tod ein Übergang innerhalb des Samsara, mit dem Ziel, das Nirvana – die Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten – zu erreichen. Rituale fördern eine positive Wiedergeburt oder den Übergang ins Nirvana und variieren stark je nach buddhistischer Schule (z. B. Theravada, Mahayana, tibetischer Buddhismus). Trauer ist erlaubt, aber die Betonung liegt auf Achtsamkeit und Loslassen, um die Seele nicht durch Anhaftung zu binden. Frauen und Männer nehmen gleichermaßen an Ritualen teil, wobei Mönche oder Nonnen oft die Zeremonien leiten.

Sterbephase

Der Sterbende wird von Angehörigen umgeben, die eine ruhige Atmosphäre schaffen, um positive Gedanken zu fördern, die das Karma beeinflussen. Im Mahayana-Buddhismus rezitieren die Hinterbliebenen den Name des Buddha Amitabha, um eine Wiedergeburt im Reinen Land zu sichern. Im tibetischen Buddhismus liest ein Lama das „Totenbuch“ (Bardo Thodol), um die Seele durch den Zwischenzustand (Bardo) zu leiten. Der Leichnam bleibt bis zu drei Tage unberührt, da der Sterbeprozess als fortlaufend gilt. Die Waschung des Leichnams erfolgt ohne strenge Vorschriften, oft durch die Familie oder Mönche. In südostasiatischen Theravada-Traditionen sind die Rituale schlichter, während tibetische Praktiken aufwendiger sind.

Bestattung und Trauerfeier

Erd- und Feuerbestattungen sind verbreitet, wobei die Wahl von der Tradition abhängt. In Theravada-Ländern wie Thailand ist die Feuerbestattung üblich. Im tibetischen Buddhismus werden Himmelsbestattungen praktiziert, bei denen der Leichnam der Natur übergeben wird, um Loslassen zu symbolisieren. Die Trauerfeier findet in einer Friedhofshalle, einem Tempel oder buddhistischen Zentrum statt, mit einem Altar, Buddha-Statuen, Blumen und Räucherstäbchen. Mönche oder Nonnen rezitieren Sutren, und Angehörige halten Lehrreden über Vergänglichkeit. Nach der Beisetzung wird ein gemeinsames Mahl eingenommen, das die Gemeinschaft stärkt.

Trauerzeit

Die Trauerzeit erstreckt sich oft über 49 Tage, den „Bardo“-Zwischenzustand, in dem Angehörige beten, Almosen verteilen und Verdienste ansammeln, um die Wiedergeburt der Seele zu unterstützen. Trauer ist still und reflektiert, da exzessives Klagen die Seele binden könnte. Ein Gedenkaltar mit dem Bild des Verstorbenen wird errichtet und nach 49 Tagen in den Ahnenaltar integriert. In Theravada-Traditionen, wie in Sri Lanka, sind die Rituale kürzer, während Mahayana-Gemeinschaften, etwa in China, längere Gedenkzeremonien pflegen. Jährliche Gedenktage, wie das Obon-Fest in Japan, ehren die Verstorbenen und stärken die Verbindung zu den Ahnen. Im Zen-Buddhismus werden oft zusätzliche Gedenkrituale am 7. und 49. Tag gefeiert.

Was wir von den Weltreligionen lernen können

Die Rituale der Weltreligionen zeigen, wie vielfältig Menschen mit Tod und Trauer umgehen. Diese Vielfalt lädt uns ein, Trauer nicht nur als Schmerz, sondern als Gelegenheit zur Reflexion und Verbindung zu sehen. Ob durch Gebete, Stille oder Gemeinschaft – jede Religion zeigt Wege, Verlust zu bewältigen und Sinn zu finden.

Praktische Schritte für Deinen Umgang mit Trauer

  • Respektiere kulturelle Unterschiede: Informiere Dich über die Rituale der Religion des Verstorbenen, um respektvoll zu trauern oder zu unterstützen.
  • Finde Deinen eigenen Weg: Ob durch Gebet, Meditation oder ein persönliches Ritual – wähle, was Dir Trost spendet.
  • Ehre den Verstorbenen: Zünde eine Kerze, lege einen Stein auf das Grab oder schreibe einen Brief an den Verstorbenen, um Abschied zu nehmen.
  • Suche Gemeinschaft: Tritt mit anderen in Kontakt, sei es durch religiöse Rituale oder Gespräche mit Freund:innen.
  • Reflektiere über Dein Leben: Lass die Weisheit der Religionen Dich inspirieren, Dein Leben bewusster zu gestalten.
  • Einfühlsame Unterstützung: Wenn Trauer überwältigend ist, suche Unterstützung bei einer einfühlsamen und kompetenten Begleitung, um Entlastung zu finden.

Dein Weg beginnt hier

Tod und Trauer sind universell, doch jede Religion bietet einzigartige Wege, sie zu verstehen und zu bewältigen. Diese Rituale erinnern uns daran, dass Abschied nicht nur Schmerz bedeutet, sondern auch eine Gelegenheit, Liebe, Gemeinschaft und Sinn zu finden. Indem wir die Vielfalt der Weltreligionen würdigen, können wir unseren eigenen Umgang mit Sterben, Tod und Verlust bereichern.

Trauerst Du oder kennst Du jemanden, der gerade trauert? Bei trauerlicht unterstütze ich Dich einfühlsam und traumasensibel, Deinen Verlust zu verarbeiten und Deinen individuellen Trauerweg zu gehen. Besuche meinen Blog für weitere Inspiration oder kontaktiere gerne mich per Telefon, E-Mail oder Messenger. Teile diesen Artikel auch sehr gerne mit jemandem, der diese Inspiration gerade gut brauchen könnte.

Ich bin da für Dich.

Von Herzen,

Ursula =)

Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.