Trauer nach einem Suizid: Den Schmerz des Unfassbaren verarbeiten

Rosa Blüten mit Wassertropfen für Trauer nach Suizid bei trauerlicht

Inhaltsverzeichnis

Der Verlust eines geliebten Menschen ist immer schmerzhaft, doch ein Suizid erschüttert die Seele auf eine besonders tiefe Weise. Neben dem Schmerz mischen sich quälende Fragen nach dem „Warum“, Schuldgefühle, Wut, Scham und das Gefühl, vom Leben zurückgelassen zu sein. Die gesellschaftliche Stigmatisierung von Suizid verstärkt diese Last oft und lässt Dich in Isolation zurück. In diesem Artikel erfährst Du, warum Trauer nach einem Suizid so komplex ist und wie einfühlsame Begleitung Dir helfen kann, diesen Schmerz zu tragen.

Die Komplexität der Trauer nach einem Suizid

Trauer nach einem Suizid ist geprägt von intensiven, widersprüchlichen Gefühlen, die den Abschied erschweren. Edwin Shneidman, ein Pionier der Suizidprävention, nannte den Selbstmord ein „düsteres Seelengeheimnis“, das Hinterbliebene mit Fragen und negativen Emotionen belastet (Cain, 1972). Ohne einfühlsame Unterstützung können diese Gefühle die Trauer verlängern oder pathologisch werden lassen. Häufig fühlst Du Dich „zum Weiterleben verurteilt“ und stehst vor der quälenden Frage nach dem Sinn des Lebens. Besonders in Familien mit bestehenden Problemen wie Alkoholismus oder Misshandlung können ambivalente Gefühle den Prozess zusätzlich erschweren.

Herausforderungen der Trauer nach einem Suizid

Ein Suizid bringt einzigartige emotionale Hürden mit sich. Hier sind die zentralen Aspekte, die dich belasten können:

  • Schuldgefühle und Selbstvorwürfe: Schuld ist oft überwältigend. „Hätte ich es verhindern können?“ oder „Was habe ich falsch gemacht?“ sind Fragen, die Dich quälen, besonders nach Konflikten mit der verstorbenen Person. Kinder können sich sogar für den Tod verantwortlich fühlen, wenn sie zuvor wütende Gedanken hatten. Manche Hinterbliebene entwickeln selbstzerstörerisches Verhalten, wie übermäßiges Essen oder Substanzkonsum.
  • Wut und Ablehnung: Der Suizid kann wie eine persönliche Zurückweisung wirken. „Warum hat er mir das angetan?“ spiegelt die tiefe Wut wider, die oft von Schuld über diese Wut begleitet wird. Erich Lindemann betonte, dass Suizid das Selbstwertgefühl angreift, da Du glaubst, dem Verstorbenen nicht genug bedeutet zu haben (Lindemann & Greer, 1953).
  • Scham und Stigmatisierung: Suizid ist in vielen Gesellschaften ein Tabuthema. Du schämst Dich vielleicht, die Todesursache zu nennen, und stößt auf Schweigen, Mitleid oder unterschwellige Vorwürfe. Eine Frau, die einen Suizidversuch überlebte, sprang erneut von einer Brücke, weil sie die negative Reaktion ihres Umfelds nicht ertrug (Cain, 1972).
  • Verzerrte Kommunikation: Manche Familien schaffen einen „Mythos“, um den Suizid als Unfall darzustellen. Diese Geheimhaltung mag kurzfristig schützen, erschwert aber langfristig die Verarbeitung, da die Wahrheit unterdrückt wird.
  • Angst vor selbstzerstörerischen Impulsen: Besonders Kinder von Menschen, die sich selbst getötet haben, fürchten eine vererbte Suizid-Neigung. Junge Männer, die ihren Vater durch Suizid verloren, fühlen sich oft wurzellos und glauben, selbst so zu enden (Cain, 1972). Diese Ängste können zusätzlich belasten und die Trauer komplizieren.

Die Last der gesellschaftlichen Tabus

Das Stigma rund um Suizid führt oft dazu, dass Du Deine Trauer im Stillen trägst. Reaktionen wie Schweigen oder Schuldzuweisungen von anderen können Deine Isolation verstärken. Offene, mitfühlende Zuwendung ist jedoch entscheidend, um Deinen Schmerz zu lindern. Ein unterstützendes Umfeld, das den Suizid nicht hinter vorgehaltener Hand behandelt, hilft Dir, Deine Trauer zu teilen und Heilung zu finden.

Trauerbegleitung: Ein Raum für alle Gefühle

Die Trauer nach einem Suizid erfordert besondere Unterstützung, um Schuld, Wut, Scham oder Angst zu verarbeiten. Ohne diesen Raum besteht die Gefahr, dass die Trauer ungelöst bleibt und Dich selbst gefährdet. In meiner Arbeit als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin biete ich Dir einen sicheren Ort, an dem alle Gefühle – auch die schwierigen – Raum haben und ein offenes Herz finden.

Durch einfühlsame Gespräche helfe ich Dir, quälende Fragen nach dem „Warum“ zu mildern und Schuldgefühle zu hinterfragen. Rituale, wie beispielsweise das Schreiben eines Abschiedsbriefes, das Verbrennen von quälenden Gedanken oder das Gestalten eines Gedenkortes, können Dir helfen, Unausgesprochenes loslzulassen und Frieden zu finden. Craniosacral-Therapie unterstützt Dich, körperliche und emotionale Spannungen zu lösen, um wieder in Kontakt mit Dir selbst zu kommen.

Die Rolle der Gemeinschaft

Ein unterstützendes Umfeld ist essenziell, um die Isolation nach einem Suizid zu durchbrechen. Selbsthilfegruppen, wie die offene Trauergruppe bei trauerlicht, bieten dir Raum, Deine Gefühle mit anderen zu teilen, die Ähnliches erleben. Offene Gespräche über den Verlust, ohne Angst vor Stigma, fördern Heilung und helfen, die schönen und liebevollen Erinnerungen an den Verstorbenen in Dein Leben zu integrieren.

Dein Weg beginnt hier

Trauer nach einem Suizid ist eine der komplexesten Formen des Abschieds – oftmals geprägt von Schuld, Wut, Scham und gesellschaftlichem Stigma. Es ist die „schwerste Verlustkrise“ für eine Familie (Cain, 1972), die es gibt. Durch eine einfühlsame Begleitung kannst Du Heilung und inneren Frieden finden. Du lernst, alle Deine Gefühle zuzulassen, die Sinnfrage zu erkunden und Deine Liebe sowie die gemeinsamen Erlebnisse in Deinem Herzen zu bewahren.

Fühlst du dich nach einem Suizid in deinem Umfeld überfordert? Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin stehe ich Dir zur Seite, um Deinen Trauerweg zu unterstützen und mit Dir gemeinsam Wege zu finden, Deinen Schmerz zu tragen.

Kontaktiere mich gerne telefonisch, per eMail oder Messenger für ein einfühlsames Gespräch.

Ich bin da für Dich.

Von Herzen,

Ursula =)

Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.