Trauer und Arbeit: Den Verlust im Berufsalltag integrieren

Rosa Blüte auf Zweig für Trauer und Arbeit bei trauerlicht

Inhaltsverzeichnis

Ein Verlust begleitet Dich überall hin – auch an den Arbeitsplatz. Doch der Berufsalltag mit seinen Anforderungen lässt oft wenig Raum für Trauer, was zu Überforderung, Isolation oder dem Druck, „funktionieren“ zu müssen, führen kann. Auch die Interaktion mit Kolleg:innen kann herausfordernd werden, weil sie entweder nicht wissen, wie sie mit Dir umgehen sollen oder Du Dich Menschen im Beruf gar nicht so verletzlich zeigen möchtest.

Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin weiß ich, wie herausfordernd es ist, Trauer und Arbeit zu vereinen. In diesem Artikel erfährst Du, wie Du Deinen Verlust im Berufsalltag integrieren kannst, ohne Dich zu verlieren.

Warum Trauer den Berufsalltag erschwert

Trauer beeinflusst deine Konzentration, Energie und emotionale Stabilität. Tränen kommen ungefragt, oder Du fühlst Dich erschöpft, während Du versuchst, Deine Aufgaben zu erfüllen. Studien zeigen, dass Trauernde am Arbeitsplatz häufig mit Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder Missverständnissen von Kolleg:innen kämpfen. Der Druck, „normal“ zu funktionieren, kann Schuldgefühle oder Isolation verstärken, besonders wenn Dein Umfeld Deinen Schmerz nicht erkennt. Doch mit klarer Kommunikation, Selbstfürsorge und Unterstützung kannst Du Deinen Verlust in Deine Arbeitsalltag integrieren und Deine Kraft bewahren.

Herausforderungen von Trauer am Arbeitsplatz

  • Leistungsdruck: Die Erwartung, produktiv zu sein, kann Dich überfordern, wenn Deine Energie niedrig ist.
  • Missverständnisse: Kolleg:innen oder Vorgesetzte verstehen möglicherweise nicht, warum Du länger trauerst, und machen Kommentare wie „Du musst nach vorne schauen.“
  • Emotionale Wellen: Plötzliche Traurigkeit oder Erinnerungen können Dich während der Arbeit überraschen und manches Mal sogar überwältigen. Und oftmals hast Du am Arbeitsplatz niemanden, der Dich trösten oder in den Arm nehmen könnte.
  • Körperliche Symptome: Trauer zeigt sich oft in Verspannungen, Schlaflosigkeit oder Erschöpfung, die Deine Arbeitsfähigkeit mehr oder weniger starkbeeinträchtigen.

Diese Herausforderungen sind normal, und es gibt Wege, sie zu bewältigen, ohne Deine Trauer zu unterdrücken.

Praktische Wege, Trauer am Arbeitsplatz zu integrieren

Hier sind Ansätze, um Deinen Verlust im Berufsalltag zu halten:

  • Offene Kommunikation: Sprich mit Deinem Chef oder vertrauten Kolleg:innen, z. B.: „Ich brauche manchmal eine kurze Pause, um mich zu sammeln.“ Klare Worte schaffen Verständnis und verhindern Missverständnisse.
  • Grenzen setzen: Erlaube Dir, Aufgaben zu reduzieren oder Pausen einzulegen. Sprich mit Deinem Arbeitgeber über temporäre Anpassungen, wie Teilzeit oder Homeoffice.
  • Craniosacral-Therapie: Diese sanfte Methode, die ich bei trauerlicht anbiete, lindert Stress und körperliche Spannungen, wie Nackenverspannungen oder Erschöpfung, und stärkt Deine Energie für den Arbeitsalltag.
  • Selbsthilfegruppen: Gruppen wie meine Offene Trauergruppe bei trauerlicht oder die Caritas Kontaktstelle Trauer in Wien bieten Raum, um über die Herausforderungen von Trauer am Arbeitsplatz zu sprechen und Dich verstanden zu fühlen.
  • Achtsamkeit am Arbeitsplatz: Mache kurze Atemübungen (z. B. tiefes Ein- und Ausatmen für eine Minute) oder halte einen kleinen Gegenstand, der Dich an den Verstorbenen erinnert, um Dich mit Dir selbst und Deiner Seele zu verbinden.
  • Kleine Rituale: Plane kleine Gedenkmomente, wie das Anschauen eines Fotos in der Pause oder das Schreiben einer kurzen Notiz über Deine Gefühle, um Dich mit dem Verstorbenen verbunden zu fühlen.
  • Selbstfürsorge: Achte auf ausreichend Schlaf, Bewegung oder kleine Mahlzeiten, um Deinen Energiehaushalt in Balance zu halten. Ein kurzer Spaziergang in der Mittagspause bei dem Du Dir die Sonne ins Gesicht scheinen lässt, kann Wunder wirken.
  • Unterstützung suchen: Sprich mit vertrauten Kolleg:innen oder suche professionelle Begleitung, um Deine Trauer zu integrieren und Überforderung zu vermeiden.

Trauer als Teil deines Arbeitslebens

Deine Trauer am Arbeitsplatz zu zeigen, ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen deiner Menschlichkeit. Indem Du Deinen Schmerz ehrst – sei es durch kleine Pausen, Rituale oder Unterstützung – schaffst Du Raum für Heilung. Mit der Zeit wirst Du merken, dass Du Deine Trauer und Arbeit verbinden kannst, ohne Dich zu verlieren. Dein Verlust ist Teil Deiner Geschichte, und er darf sichtbar sein, während Du weitergehst.

Dein Weg beginnt hier

Trauer und Arbeit zu vereinen, ist eine Herausforderung, aber mit Kommunikation, Selbstfürsorge und Unterstützung möglich. Sei sanft mit Dir – jeder Schritt, den Du machst, ist ein Fortschritt auf Deinem Weg zur Heilung.

Fühlst Du Dich am Arbeitsplatz von Deiner Trauer überfordert? Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin begleite ich dich bei trauerlicht – mit einfühlsamen Gesprächen, Ritualen oder sanfter Berührung – um Deinen Verlust im Berufsalltag zu halten.

Kontaktiere mich gerne telefonisch, per eMail oder Messenger für eine liebevolle und ganzheitliche Begleitung auf Deinem Trauerweg.

Ich bin da für Dich.

Von Herzen,

Ursula =)

Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.