Trauer und Identität: Wer bin ich nach dem Verlust?

Rosa Frangipani für Trauer und Identität bei trauerlicht

Inhaltsverzeichnis

Ein Verlust kann Dein Selbstbild erschüttern: Wer bist Du, wenn Dein Partner, dein Kind oder ein geliebter Mensch nicht mehr an Deiner Seite ist? Trauer verändert nicht nur Dein Leben, sondern auch Deine Identität – von der Ehefrau zur Witwe, vom Ehemann zum Ex-Mann, vom Elternteil zur Mutter ohne Kind. Diese Veränderungen können verwirrend sein, doch sie bergen auch die Chance, Dich neu zu entdecken.

Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin weiß ich, wie tief dieser Wandel geht und wie kraftvoll er sein kann. In diesem Artikel erfährst Du, wie ein Verlust Deine Identität beeinflusst und wie Du Dich neu finden kannst.

Wie Trauer und Verlust Deine Identität verändert

Ein Verlust verändert die Rollen, die Dich definieren: Du bist nicht mehr die Tochter, die Deine Mutter pflegt, oder der Partner, der gemeinsame Pläne schmiedet. Diese Veränderungen lösen Fragen aus: „Wer bin ich jetzt?“ oder „Was macht mich noch aus?“ Studien zeigen, dass Trauernde oft eine Identitätskrise erleben, besonders nach dem Verlust einer zentralen Bezugsperson. Diese Krise kann Schmerz, aber auch Wachstum bringen. Deine Trauer ist ein Prozess, der Dich einlädt, alte Rollen loszulassen und neue Facetten Deiner selbst zu erkunden.

Herausforderungen der Identitätskrise in der Trauer

  • Verlust von Rollen: Der Übergang von einer vertrauten Rolle (z. B. Ehepartner, Elternteil) zu einer neuen kann Dein Selbstwertgefühl erschüttern.
  • Schuldgefühle: Freude oder neue Ziele können sich wie Verrat am Verstorbenen anfühlen.
  • Isolation: Wenn Dein Umfeld Deine veränderte Identität nicht versteht, kannst Du Dich allein fühlen.
  • Orientierungslosigkeit: Ohne die vertraute Rolle fragst Du Dich vielleicht, wohin dein Weg führt und worin der Sinn Deines Lebens jetzt besteht.

Diese Herausforderungen sind normal und Teil des Prozesses, Dich neu zu finden.

Praktische Wege, Deine Identität neu zu entdecken

Hier sind Ansätze, um Deine Identität nach einem Verlust zu erkunden:

  • Reflexion im Tagebuch: Schreibe Antworten auf Fragen wie: „Wer war ich vor dem Verlust? Wer möchte ich jetzt sein?“ und reflektiere auch über die Anteile von Dir, die in der Beziehung zum Verstorbenen keinen Platz finden konnten. Könnten sie jetzt zu neuem Leben erwachen?
  • Rituale für den Wandel: Gestalte ein Ritual, z. B. indem Du einen Gegenstand loslässt, der an die alte Rolle erinnert (z. B. ein altes Fotoalbum in einer Schachtel verwahrst), oder einen neuen beginnst, wie das Pflanzen eines Baums.
  • Craniosacral-Therapie: Diese sanfte Methode, die ich bei trauerlicht anbiete, löst emotionale und körperliche Spannungen, wie Herzschwere oder Unruhe, und hilft Dir, Dich mit Deinem Kern zu verbinden. Aus dieser Verbindung erhältst Du wertvolle Impulse aus Deinem Inneren, die Dir auf Deinem Weg weiterhelfen.
  • Selbsthilfegruppen: Gruppen wie die Caritas Kontaktstelle Trauer in Wien bieten Raum, um Identitätsfragen mit anderen Trauernden zu teilen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
  • Neue Interessen erkunden: Probiere ein Hobby, wie Malen, Tanzen oder ehrenamtliches Engagement, um neue Facetten Deiner selbst zu entdecken.
  • Selbstmitgefühl üben: Sage Dir: „Ich darf mich neu finden, und ich bin genug.“ Dies lindert Schuldgefühle und öffnet Raum für Wachstum.
  • Natur als Anker: Verbringe Zeit in der Natur – ein Spaziergang oder das Berühren eines Baums kann Dich mit deinem inneren Selbst verbinden und Dir Klarheit schenken.
  • Gespräche mit Vertrauten: Teile Deine Gedanken mit Freund:innen oder Familie, die Deine Veränderung anerkennen, um Dich verstanden zu fühlen.

Ein neues Selbst als Geschenk der Trauer

Trauer verändert Deine Identität, aber sie nimmt Dir nicht Deine Essenz. Indem Du Deinen Verlust integrierst, wächst Du in eine neue Version Deiner selbst – eine, die Trauer und Liebe trägt. Dieser Wandel ist kein Verrat an der Vergangenheit, sondern ein Geschenk an Dein zukünftiges Selbst. Du bist nicht nur Deine Rollen, sondern ein Mensch mit unendlichem Potenzial, das sich entfalten darf.

Dein Weg beginnt hier

Ein Verlust verändert Deine Identität, doch er lädt Dich auch dazu ein, Dich neu zu entdecken. Sei sanft und liebevoll mit Dir, verabschiede Dich in Liebe und Dankbarkeit von Deinen alten Rollen und gib neuen Ideen über Dich selbst Raum. Verbinde Dich mit Deiner Essenz und lasse Dir Zeit, Dich an Dein neues Ich zu gewöhnen.

Bist Du nach einem Verlust auf der Suche nach Dir selbst? Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin unterstütze ich Dich von Herzen gerne, Deine neue Identität zu umarmen – mit einfühlsamen Gesprächen, spirituellen Impulsen und sanfter Körperarbeit.

Kontaktiere mich gerne telefonisch, per eMail oder Messenger für eine liebevolle und ganzheitliche Begleitung auf emotionaler, seelischer und körperlicher Ebene.

Ich bin da für Dich.

Von Herzen,

Ursula =)

Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.