Trauer und Körper: Dem Schmerz liebevoll Raum geben

Violette Blüte für Trauer und Körper bei trauerlicht

Inhaltsverzeichnis

Trauer ist nicht nur ein Gefühl – sie lebt auch im Körper. Ein Kloß im Hals, eine Schwere in der Brust, Schlafstörungen oder Erschöpfung sind oft Begleiter eines Verlustes. Diese körperlichen Symptome zeigen, wie tief Trauer Dich berührt, und sie verdienen genauso viel Aufmerksamkeit wie Deine Emotionen.

Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin weiß ich, wie eng Körper und Trauer verbunden sind. In diesem Artikel erfährst Du, warum Trauer sich körperlich auswirkt, welche Symptome auftreten können und wie Du Deinen Körper dabei unterstützen kannst, sich selbst zu heilen.

Warum Trauer den Körper beeinflusst

Trauer ist eine ganzheitliche Erfahrung, die Dein Nervensystem aktiviert. Wenn Du einen Verlust erlebst, reagiert Dein Körper mit Stress: Der Cortisolspiegel steigt, das Herz schlägt schneller, und Muskeln verspannen sich. Studien zeigen, dass Trauer das Immunsystem schwächen, Schlafstörungen verursachen oder chronische Schmerzen verstärken kann. Dein Körper „spricht“ Deine Trauer, wenn Worte fehlen – ein Enge-Gefühl in der Brust kann Sehnsucht ausdrücken, Kopfschmerzen können unbewusste Spannungen zeigen. Diese Symptome sind kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Ruf Deines Körpers, den Verlust zu verarbeiten.

Häufige körperliche Symptome der Trauer

Trauer zeigt sich auf vielfältige Weise im Körper. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Verspannungen und Schmerzen: Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen durch emotionale Anspannung.
  • Müdigkeit und Erschöpfung: Trauer ist sehr anstrengend. Das Auf und Ab der Gefühle und die vielen Gedanken verbrauchen Energie, was zu chronischer Müdigkeit und Erschöpfung führen kann.
  • Schlafstörungen: Einschlafschwierigkeiten oder Albträume sind häufig, da Dein Geist den Verlust verarbeitet. Viele verschiedene Gedanken drehen sich im Kreis, weil Dein Verstand nach Antworten und einem Sinn sucht.
  • Atemprobleme: Ein Gefühl von Atemnot oder ein Druck auf der Brust spiegeln oft emotionale Enge wider – insbesondere dann, wenn Du Dir nicht so leicht tust, Deine Gefühle auszudrücken.
  • Verdauungsprobleme: Appetitlosigkeit, Magenschmerzen oder Übelkeit können auftreten, da Trauer das Verdauungssystem beeinflusst.

Diese Symptome sind normal, doch sie können belastend sein, wenn sie anhalten. Sie zeigen, dass Dein Körper Deine Trauer trägt und nach Balance, Ausgleich und Heilung sucht.

Praktische Wege, den Körper in der Trauer zu unterstützen

Hier sind Ansätze, um die körperlichen Auswirkungen der Trauer zu lindern:

  • Craniosacral-Therapie: Diese sanfte Methode, die ich bei trauerlicht anbiete, beruhigt Dein Nervensystem und löst körperliche Spannungen. Sie schafft einen Raum, in dem Dein Körper die Trauer ohne Worte verarbeiten kann.
  • Atemübungen: Atme tief ein und aus, während Du Deine Hand auf Dein Herz legst. Sage Dir: „Ich bin hier, ich bin ganz.“ Dies reguliert Deinen Herzrhythmus und lindert Anspannung.
  • Bewegung: Sanfte Bewegung wie Spazierengehen, Yoga oder Tanzen kann helfen, Spannungen zu lösen und Endorphine freizusetzen. Ein Spaziergang in der Natur verbindet Dich mit Deinem Körper und der Umwelt.
  • Selbsthilfegruppen: Gruppen wie meine Offene Trauergruppe bei trauerlicht oder die Caritas Kontaktstelle Trauer in Wien bieten einen wertschätzenden Raum, in dem Du auch über körperliche Symptome sprechen und Dich verstanden fühlen kannst.
  • Selbstberührung: Lege Deine Hände auf Deinen Bauch oder Deine Schultern und atme bewusst. Diese einfache Geste vermittelt Geborgenheit und beruhigt Dein Nervensystem.
  • Gesunde Routinen: Achte auf ausreichend Schlaf, Wasser und nährstoffreiche Ernährung. Selbst kleine Mahlzeiten oder ein Kräutertee können Deinem Körper Kraft geben.
  • Kreativer Ausdruck: Male, schreibe oder forme etwas, um Deine Trauer auszudrücken. Dies kann körperliche Spannungen lösen, indem es Emotionen freisetzt.
  • Natur als Trost: Berühre einen Baum, spüre Gras unter Deinen Füßen oder halte einen Stein. Die Natur erdet Dich und hilft Deinem Körper, sich zu entspannen.

Über den Körper zur Heilung

Trauer lebt in Deinem Herzen und Deinem Körper. Dein Körper ist nicht nur ein Träger von Trauer, sondern auch ein Schlüssel zur Heilung. Indem Du seine Signale und seine Bedürfnisse ernst nimmst – sei es durch Bewegung, Berührung oder Ruhe – gibst Du ihm die Möglichkeit, den Schmerz zu verarbeiten.

Indem Du Deine körperlichen Symptome anerkennst und pflegst, ehrst Du Deine Trauer als Teil Deiner Geschichte. Jeder Atemzug, jede Bewegung, jede Berührung ist ein Schritt, Deine Liebe zum Verstorbenen zu bewahren und Dich selbst zu stärken. Mit der Zeit wirst Du spüren, wie Dein Körper leichter wird und Raum für neue Hoffnung entsteht.

Craniosacral-Therapie, wie ich sie bei trauerlicht anbiete, unterstützt diesen Prozess, indem sie das parasympathische Nervensystem aktiviert und Dir hilft, Dich sicher und gehalten zu fühlen und tief zu entspannen. Dein Körper ist Dein Verbündeter, der Dich durch die Trauer trägt und Dir zeigt, dass Heilung möglich ist.

Dein Weg beginnt hier

Trauer zeigt sich im Körper durch Schmerzen, Müdigkeit oder Anspannung – doch Dein Körper ist auch ein Weg zur Heilung. Mit sanften Methoden, Bewegung und Selbstfürsorge kannst Du Deinen Schmerz halten und transformieren. Sei liebevoll mit Dir – jeder Schritt, den Du machst, ist ein Schritt zur Heilung.

Spürst du die Last der Trauer in Deinem Körper und suchst Unterstützung? Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin begleite ich Dich bei trauerlicht, Deine Seele und Deinen Körper zu unterstützen – durch Gespräche, Rituale oder sanfte Berührung.

Kontaktiere mich gerne telefonisch, per eMail oder Messenger für eine liebevolle und ganzheitliche Begleitung auf Deinem Trauerweg.

Ich bin da für Dich.

Von Herzen,

Ursula =)

Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.