URSULA HOHLWEG

Trauer verstehen – Formen der Trauer und wie sie Dich betreffen

Violette Blüte für Trauer verstehen

Inhaltsverzeichnis

Trauer zu verstehen bedeutet, die vielfältigen Reaktionen auf einen Verlust – vom Tod eines geliebten Menschen bis zum Verlust eines wichtigen Lebenstraums – zu erkennen. In diesem Artikel erkläre ich, was Trauer bedeutet und welche Formen sie annimmt – mit Fokus auf erschwerte und komplizierte Trauer – und wie ich Dich als Lebens- und Sozialberaterin, Trauerbegleiterin und Craniosacral-Therapeutin mit Gesprächen und Achtsamer Körperarbeit unterstütze, damit Du Deine Trauer verstehen bewusst durchleben kannst und neue Perspektiven findest.

Was ist Trauer?

Trauer ist eine angeborene Fähigkeit, auf Verlust zu reagieren, die Körper, Geist und Seele betrifft. Sie wird ausgelöst durch:

  • Den Tod eines geliebten Menschen.
  • Das Ende einer Beziehung, beispielsweise durch Trennung oder Scheidung.
  • Den Verlust von Fähigkeiten, Heimat oder Arbeit.
  • Die Diagnose einer schweren Krankheit, die vorweggenommene Trauer auslöst.
  • Den Abschied von wichtigen Lebensträumen oder bedeutsamen Lebensabschnitten.

Trauer folgt keinem Ablauf und keinem Zeitplan, weil sie für jede Person einzigartig ist. Sie bringt Emotionen wie Schmerz, Wut oder Schuld mit sich, die einerseits psychisch aber auch seelisch und körperlich herausfordernd sind. Im Trauerprozess integrierst Du den Verlust, sodass Du Dein Leben mit der neuen Realität gestalten kannst.

Welche Formen der Trauer gibt es?

Trauer ist vielfältig und zeigt sich in verschiedenen Formen, je nach Auslöser und Verarbeitung. Hier sind die wichtigsten Formen, die Dir einen Überblick geben:

  • Nicht-erschwerte Trauer:
    Diese Trauer verläuft ohne Komplikationen. Du durchlebst die Trauerphasen in Wellen – von Schock über Schmerz bis zur Neuorientierung – und kommst mit dem Verlust auf Deine Weise zurecht.
  • Verzögerte Trauer:
    Die Trauergefühle treten nicht sofort auf, sondern später, z. B. wenn andere Lebensveränderungen Dich beschäftigen oder Du für Dein Umfeld stark sein musst.
  • Verdrängte Trauer:
    Du weigerst Dich, den Schmerz zuzulassen, was zu Erschöpfung, emotionaler Verhärtung oder körperlichen Beschwerden führen kann. Langfristig können Depressionen oder andere psychische Probleme entstehen.
  • Fehlende Trauer:
    Eine extreme Form der Verdrängung, bei der Du so lebst, als wäre nichts geschehen, z. B. indem Du den Verlust leugnest. Dies kann ernsthafte psychische und körperliche Folgen haben.
  • Verbotene (entrechtete) Trauer:
    Deine Trauer findet im Umfeld keine Akzeptanz, z. B. nach dem Verlust eines Haustiers, einer Abtreibung oder als Geliebte:r eines Verstorbenen. Scham und Ausgrenzung verstärken den Schmerz.
  • Vorweggenommene Trauer:
    Du beginnst zu trauern, bevor der Verlust eintritt, z. B. bei der Diagnose einer unheilbaren Krankheit oder einer bevorstehenden Trennung. Diese Trauer ist komplex und oft von Schuldgefühlen begleitet.
  • Unbewusste (alte) Trauer:
    Diese Trauer umfasst unverarbeitete Verluste von der Zeugung bis heute, einschließlich pränataler oder transgenerationaler Trauer. Da sie ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist, werde ich ihr einen eigenen Artikel widmen (siehe zukünftiger Blogpost).
  • Erschwerte (traumatische) Trauer und Komplizierte Trauer:
    Diese Formen sind besonders herausfordernd und werden im Folgenden detailliert beschrieben.

Erschwerte (traumatische) Trauer verstehen: Wenn Trauer unerträglich wird

Erschwerte Trauer entsteht bei plötzlichen oder gewaltvollen Verlusten, die die Verarbeitung blockieren, weil Schock und Überforderung dominieren. Typische Auslöser sind:

  • Plötzlicher oder gewaltvoller Tod: Unfälle, Verbrechen, Suizid oder der Verlust eines Kindes (z. B. durch plötzlichen Kindstod, Krankheit oder Gewalt) stürzen Hinterbliebene in tiefe Krisen.
  • Fehlgeburt, stille Geburt oder Schwangerschaftsabbruch: Die Trauer über den Verlust eines ungeborenen Kindes wird oft vom Umfeld Betroffener unterschätzt oder tabuisiert, was Scham oder Isolation verstärkt.
  • Unklare Verlustsituationen: Vermisste Personen oder der Verlust eines Leichnams erschweren den Abschied.
  • Belastete Beziehungen: Emotionale oder körperliche Missbrauchserfahrungen in der Beziehung zum Verstorbenen (z. B. Co-Abhängigkeit) komplizieren die Trauer.
  • Fehlende Ressourcen: Soziale Isolation, unverarbeitete Verluste oder mangelnder Austausch blockieren die Verarbeitung.

Beispielsweise kämpfen Hinterbliebene nach Suizid mit Schuldgefühlen und gesellschaftlichem Tabu, während Eltern nach dem Verlust eines Kindes eine existenzielle Krise erleben. Meine Kombination aus Gespräch und Körperarbeit ist hier besonders hilfreich. Gespräche bieten Raum für Reflexion und Akzeptanz, während Craniosacrale Biodynamik oder Somato Emotionale Entspannung körperliche Spannungen und Traumata lösen, z. B. durch vorgeburtliche Prägungen, die Trauer verstärken oder erschweren können. Bei Trauer nach emotionalem Missbrauch unterstütze ich Dich einerseits Scham oder Schuld zu transformieren und andererseits Dein Selbstwertgefühl zu stärken.

Komplizierte Trauer verstehen: Wenn Trauer das Leben überschattet

Komplizierte Trauer ist dauerhaft präsent und hindert Dich, Deinen Alltag zu bewältigen, weil der Schmerz überwältigend bleibt. Ursachen sind:

  • Unterdrückte Gefühle: Scham oder kulturelle Normen verhindern Trauer, sodass sie unverarbeitet bleibt.
  • Ambivalente Beziehungen: Schuldgefühle oder Zorn bei belasteten Beziehungen komplizieren die Verarbeitung.
  • Alte Verluste: Unverarbeitete Trauer verstärkt aktuelle Verluste.

Folgen sind psychische Symptome wie Depressionen, körperliche Beschwerden wie Schlaflosigkeit oder sozialer Rückzug. Nach etwa sechs Monaten kann abgeschätzt werden, ob Trauer kompliziert wird. In solchen Fällen ist Psychotherapie nötig, während ich Dich zusätzlich zur therapeutischen Begleitung mit einfühlsamen Gesprächen, Ritualen oder Achtsamer Körperarbeit begleiten kann.

Wie kann ich Dir helfen?

Als Trauerbegleiterin, Lebens- und Sozialberaterin und Craniosacral-Therapeutin unterstütze ich Dich einfühlsam, Deine Trauer zu verstehen und Dich mit Deiner Trauer anzunehmen, sodass Du sie liebevoll in all ihren Formen verarbeiten kannst.

Hast Du Fragen oder möchtest Du einen Temin vereinbaren? Kontaktiere mich gerne telefonisch, per E-Mail oder Messenger für Fragen und Termine – oder entdecke weitere Impulse in meinem Blog. Ich freue mich, Dich auf Deinem Trauerweg zu begleiten!

Von Herzen,

Ursula =)

Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.