Trauer in verschiedenen Lebensphasen

Rosafarbene Orchidee für Trauer in verschiedenen Lebensphasen bei trauerlicht

Inhaltsverzeichnis

Trauer begleitet uns durch alle Lebensphasen, doch sie zeigt sich in jedem Alter anders. Kinder trauern oft spielerisch, Erwachsene ringen mit Verantwortung und Sinnfragen, während ältere Menschen ihre Lebensbilanz ziehen.

Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin weiß ich, wie wichtig es ist, Trauer altersgerecht zu verstehen und zu unterstützen. In diesem Artikel erfährst Du, wie Trauer in Kindheit, Erwachsenenalter und im Alter erlebt wird und wie Du sie in jeder Phase begleiten kannst – für Dich selbst oder Deine Liebsten.

Trauer in der Kindheit: Ein spielerischer Ausdruck des Schmerzes

Kinder trauern anders als Erwachsene. Ihr Verlust zeigt sich oft in Verhalten – Rückzug, Wutausbrüche oder Fragen wie „Kommt Oma zurück?“ – statt in Worten. Sie verarbeiten Trauer in Wellen: Einen Moment weinen sie, im nächsten spielen sie fröhlich. Diese Schwankungen sind normal und spiegeln ihre Art, den Verlust zu integrieren.

  • Bedürfnisse: Kinder brauchen Sicherheit, klare Antworten und Raum für ihre Gefühle. Sie verstehen den Tod oft nicht als endgültig und benötigen kindgerechte Erklärungen.
  • Unterstützung: Erzähle Geschichten über den Verstorbenen, zeichne gemeinsam Bilder oder gestalte ein kleines Ritual, wie eine Kerze anzünden. Spiele können helfen, Gefühle auszudrücken. Craniosacral-Therapie, die ich bei trauerlicht anbiete, kann Kindern helfen, emotionale Spannungen sanft zu lösen.
  • Beispiel: Ein Kind, das seinen Vater verlor, malte Bilder von gemeinsamen Momenten, was ihm half, die Verbindung zu bewahren und gleichzeitig Abschied zu nehmen.

Mehr über Kindertrauer kannst Du in den Artikeln „Kindertrauer: Den Verlust kindgerecht begleiten“ und „Kindertrauer: Kindern den Tod erklären“ erfahren.

Trauer im Erwachsenenalter: Zwischen Verantwortung und Sinnsuche

Als Erwachsener stehst Du oft in der Mitte des Lebens, jonglierst Verantwortungen – Familie, Arbeit, Alltag – und bist gleichzeitig mit existenziellen Fragen konfrontiert: „Warum musste das passieren?“ oder „Wie geht es weiter?“ Trauer kann sich in Schuldgefühlen, Wut oder Erschöpfung zeigen, besonders wenn Du Dich für andere stark zeigen musst.

  • Bedürfnisse: Erwachsene brauchen Raum, um Gefühle auszudrücken, ohne zu urteilen, und Unterstützung, um Sinn zu finden. Isolation ist ein häufiges Risiko, besonders bei tabuisierenden Verlusten wie Fehlgeburten oder Suizid.
  • Unterstützung: Schreibe in ein Trauertagebuch, suche Selbsthilfegruppen wie bei der Caritas Kontaktstelle Trauer in Wien, oder sprich mit einer Trauerbegleiterin. Craniosacral-Therapie kann körperliche Symptome wie Anspannung oder Schlaflosigkeit lindern. Rituale, wie ein Gedenkaltar, helfen, den Verlust zu integrieren.
  • Beispiel: Eine Frau, die ihre Mutter verlor, fand Trost, indem sie regelmäßig einen Naturort besuchte, der ihrer Mutter wichtig war, und dort reflektierte.

Trauer im Alter: Die Lebensbilanz ziehen

Im Alter ist Trauer oft von der Reflexion über das eigene Leben geprägt. Der Verlust von Partner:innen, Freund:innen oder Geschwistern kann Einsamkeit verstärken und die Frage nach der eigenen Sterblichkeit aufwerfen. Ältere Menschen trauern oft still, mit einer Mischung aus Akzeptanz und Schmerz, da sie den Tod als Teil des Lebens bereits angenommen haben.

  • Bedürfnisse: Ältere Menschen suchen oft nach Sinn, Verbindung und Würdigung ihres Lebens. Sie brauchen Zuhörer:innen, die ihre Geschichten ehren, und Unterstützung, um Isolation zu vermeiden.
  • Unterstützung: Gespräche über Erinnerungen, spirituelle Reflexion (z. B. Gebete oder Meditation) oder gemeinsame Aktivitäten wie Spaziergänge können helfen. Craniosacral-Therapie unterstützt, körperliche Beschwerden zu lindern und emotionale Ruhe zu finden. Selbsthilfegruppen bieten Gemeinschaft.
  • Beispiel: Ein älterer Mann, der seine Frau verlor, fand Trost, indem er in einer Selbsthilfegruppe Geschichten über ihre gemeinsame Zeit teilte, was ihm half, seine Lebensbilanz zu ziehen.

Praktische Schritte für jede Lebensphase

Unabhängig von deinem Alter können diese Ansätze Deinen Trauerprozess unterstützen:

  • Gefühle ausdrücken: Male, schreibe oder sprich über Deine Trauer – Kinder durch Spiele, Erwachsene durch Tagebücher, ältere Menschen durch Erzählungen.
  • Rituale gestalten: Erstelle einen Gedenkaltar, zünde eine Kerze an oder pflanze einen Baum, um die Verbindung zum Verstorbenen zu ehren.
  • Selbsthilfegruppen: Gruppen wie die Caritas Kontaktstelle Trauer oder die Offene Trauergruppe bei trauerlicht bieten Raum für Austausch, egal in welcher Lebensphase.
  • Craniosacral-Therapie: Diese sanfte Methode, die ich bei trauerlicht anbiete, beruhigt das Nervensystem in jeder Lebens- und Trauerphase und hilft, Trauer körperlich und emotional zu verarbeiten.
  • Natur als Trost: Verbringe Zeit in der Natur – ein Spaziergang oder das Berühren eines Baumes kann Dich erden und mit der Kraft des Lebens verbinden. Dies schenkt Dir gerade in schwierigen Zeiten Halt und Sicherheit.
  • Spirituelle Reflexion: Frage Dich: „Was gibt mir Halt?“ Gebete, Meditation oder Affirmationen wie „Ich bin ganz.“ können Trost spenden.

Dein Weg beginnt hier

Trauer verändert sich mit jeder Lebensphase, doch in jedem Alter ist sie eine Einladung, Dich selbst neu zu entdecken. Kinder brauchen spielerische Wege, Erwachsene suchen Sinn, und ältere Menschen reflektieren ihr Leben. In welchem Abschnitt Deines Lebens Du auch bist, sei sanft mit Dir – jeder Schritt durch die Trauer ist ein Schritt zu Deiner Stärke.

Fühlst du Dich mit Deiner Trauer überfordert oder leidet ein geliebter Mensch besonders stark unter einem Verlust? Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin begleite ich Dich bei trauerlicht mit Gesprächen, Ritualen oder körperorientierten Methoden Deinen Weg durch die Trauer zu finden.

Kontaktiere mich gerne telefonisch, per eMail oder Messenger für ein einfühlsames Gespräch.

Ich bin da für Dich.

Von Herzen,

Ursula =)

Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.