Trauer und Selbstfürsorge: Wie Du Dich in schweren Zeiten nährst

Violette Blüte für Trauer und Selbstfürsorge bei trauerlicht

Inhaltsverzeichnis

Trauer kann wie eine Welle sein, die Dich überrollt und Dir sehr viel Energie kostet. In dieser Zeit der Schwere und Überforderung vergessen wir oft, auf uns selbst zu achten – vor allem dann, wenn wir für andere stark sein wollen oder müssen. Doch Selbstfürsorge ist eine sehr wichtige Ressource im Trauerprozess – sie ist wie ein sanfter Anker, der Dir Halt gibt und eine Quelle der Kraft, die Dich durch schwere Zeiten trägt.

Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin weiß ich wie wichtig und wertvoll es ist, im Trauerprozess ganz besonders gut auf Dich selbst zu achten. Dieser Beitrag zeigt Dir, wie Du Dich körperlich, emotional und mental nähren kannst, und bietet praktische Tipps, die Du leicht in Deinen Alltag integrieren kannst.

Warum Selbstfürsorge in der Trauer so wichtig ist

Trauer fordert viel von Dir – emotional, körperlich und mental. Ohne Selbstfürsorge besteht die Gefahr, dass Du Dich erschöpfst oder in negativen Gedankenschleifen gefangen bleibst. Selbstfürsorge bedeutet, Dir bewusst Zeit und Raum zu schenken, um Deine Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. Es geht nicht darum, die Trauer zu „überwinden“, sondern darum, Dich zu stärken, damit Du sie tragen kannst. Jeder kleine Akt der Selbstfürsorge ist ein Schritt, der Dich Deinem inneren Gleichgewicht näher bringt.

Körperliche Selbstfürsorge: Deinen Körper stärken

Dein Körper ist in der Trauer durch die große emotionale Belastung oft stark angespannt oder sehr erschöpft. Diese einfachen Schritte können Dir helfen, ihn zu nähren:  

  • Schlaf und Ruhe: Versuche, regelmäßige Schlafzeiten einzuhalten, auch wenn es schwerfällt. Ein kurzes Nickerchen oder eine Ruhepause am Tag kann Wunder wirken.  
  • Bewegung: Ein Spaziergang in der Natur, sanftes Yoga oder Dehnübungen können Anspannung lösen und Deinen Kopf freimachen. Schon 10 Minuten Bewegung pro Tag reichen aus.  
  • Ernährung: Auch wenn der Appetit fehlt, versuche, kleine, nährende Mahlzeiten zu Dir zu nehmen. Ein warmes Frühstück oder eine Suppe können Trost spenden. Koche Dir Dein Lieblingsgericht oder bitte jemanden für Dich zu kochen.
  • Atemübungen: Tiefe, bewusste Atemzüge (z. B. 4 Sekunden einatmen, 4 Sekunden ausatmen) beruhigen Dein Nervensystem, entspannen und geben Dir Halt.

Emotionale Selbstfürsorge: Deinem Herzen Raum geben

Trauer bringt eine Flut von Gefühlen mit sich. Emotionale Selbstfürsorge hilft Dir, diese Gefühle zu halten, ohne Dich von ihnen überwältigen zu lassen:  

  • Tagebuchschreiben: Schreibe Deine Gedanken und Gefühle auf, ohne sie zu bewerten. Das kann helfen, Klarheit zu finden und Emotionen zu ordnen.  
  • Rituale schaffen: Zünde eine Kerze für Deinen geliebten Menschen an oder erstelle ein kleines Erinnerungsalbum. Solche Rituale geben Trost und Struktur.  
  • Pausen von der Trauer: Erlaube Dir, Momente der Leichtigkeit zu genießen, z. B. durch einen Film oder Musik. Es ist in Ordnung, kurz „abzutauchen“.  
  • Gefühle zulassen: Weinen, wütend sein oder lachen – all das ist Teil der Trauer. Sage Dir: „Es ist okay, so zu fühlen.“

Mentale Selbstfürsorge: Deinen Geist entlasten

Trauer kann Deinen Kopf mit Sorgen und Grübeleien füllen. Mentale Selbstfürsorge schützt Deinen Geist:  

  • Grenzen setzen: Sage „Nein“ zu Verpflichtungen, die Dich überfordern, und kommuniziere klar, was Du gerade brauchst (oder nicht brauchst).  
  • Medienkonsum reduzieren: Vermeide Nachrichten oder Social-Media-Inhalte, die Dich belasten. Wähle stattdessen Inhalte, die Dich inspirieren oder beruhigen. Wenn möglich, pausiere ein paar Tage, um Reizüberflutung vorzubeugen.
  • Achtsamkeit üben: Eine kurze Meditation oder das bewusste Wahrnehmen Deiner Umgebung (z. B. „Was sehe ich, höre ich, fühle ich?“) kann Dich erden.  
  • Kleine Ziele setzen: Plane kleine, erreichbare Aufgaben, wie einen kurzen Spaziergang oder das Lesen eines Buchkapitels. Das gibt Dir ein Gefühl von Kontrolle.

Soziale Selbstfürsorge: Unterstützung annehmen

In der Trauer hast Du vielleicht das Gefühl, dass niemand versteht, was Du gerade durchmachst. Du fühlst Dich vielleicht isoliert – doch Du musst nicht alles alleine tragen:  

  • Hilfe annehmen: Lass Freunde oder Familie einfache Aufgaben übernehmen, wie Einkaufen oder Kochen. Wenn es Dir schwerfällt, anderen zu kommunizieren, was Du brauchst, nutze die Wunsch-Checkliste, um Deine Bedürfnisse anderen mitzuteilen.  
  • Gemeinschaft suchen: Eine Trauergruppe, wie die offene Trauergruppe bei trauerlicht, bietet Raum, um Deine Gefühle und Erfahrungen mit anderen zu teilen, die Ähnliches wie Du erleben.  
  • Kleine Kontakte pflegen: Ein kurzer Anruf oder ein Treffen für einen Kaffee können Dir helfen, Dich weniger allein zu fühlen, ohne Dich zu überfordern. Bitte Freund:innen darum, Dich im Alltag zu begleiten, damit Du das Gefühl hast, nicht alleine zu sein.

Dein Weg beginnt hier

Selbstfürsorge in der Trauer ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Jede kleine Geste – ein Spaziergang, ein Tagebucheintrag oder eine Umarmung – ist ein Geschenk an Dich selbst. Höre auf Deine Bedürfnisse, sei geduldig mit Dir und erlaube Dir, Unterstützung anzunehmen. Du verdienst es, gut für Dich zu sorgen, auch in den schwersten Momenten.

Möchtest du mehr darüber erfahren, wie Selbstfürsorge deinen Trauerweg unterstützt? Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin unterstüzte ich Dich, Selbstfürsorge in Deinen Alltag zu integrieren. Achtsame Berührung, einfühlsame Gespräche und gezielte Übungen stärken Deinen Körper und Deinen Geist.

Kontaktiere mich gerne telefonisch, per eMail oder Messenger für eine liebevolle und ganzheitliche Begleitung auf Deinem Trauerweg. Ein Termin bei trauerlicht kann Dir helfen, einen Raum für Dich selbst zu schaffen und Deine Trauer mit mehr Leichtigkeit zu tragen.

Ich bin da für Dich.

Von Herzen,

Ursula =)

Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.