Was bestimmt, wie wir trauern?

Was bestimmt, wie wir trauern? | trauerlicht.

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Deine Trauer ist so einzigartig wie Du selbst – wie ein Fingerabdruck, der nur Dir gehört. Manche spüren den Schmerz sofort, andere erst später, ganz intensiv oder ganz im Verborgenen. Doch was prägt Deinen Trauerweg? Warum fühlt sich Trauer für jeden anders an? Als Trauerbegleiterin, Lebensberaterin und Craniosacral-Therapeutin lade ich Dich in diesem Beitrag ein, die sechs zentralen Faktoren zu entdecken, die Deine Trauer formen.

Die Vielfalt der Trauer

Trauer ist ein tief persönlicher Weg. Studien, wie die Harvard Bereavement Study, zeigen, dass Trauer von vielen Faktoren abhängt. Manche Menschen finden schnell Trost und neuen Lebensmut, andere tragen den Schmerz eine lange Zeit in sich und finden nur schwer in ein neues Leben hinein. Um zu verstehen, was Deine Trauer prägt, schauen wir auf sechs Einflüsse, die Deinen Prozess einzigartig machen. Jeder Faktor ist ein Schlüssel, um Deinen Trauerweg besser zu verstehen und mit liebevollen Augen zu betrachten.

1. Wer war der Verstorbene für Dich?

Die Beziehung zum Verstorbenen ist der Kern Deiner Trauer. Der Verlust eines Kindes trifft anders als der eines entfernten Verwandten, der eines Partners anders als der eines Freundes. Wie nah ihr euch wart, und welche Rolle die Person in Deinem Leben spielte, prägt die Tiefe Deines Schmerzes.

2. Wie war eure Bindung?

Nicht nur die Art Beziehung, sondern ihre Qualität formt Deine Trauer. Drei Aspekte sind hier wichtig:

  • Tiefe der Liebe: Je stärker die Liebe, desto intensiver kann die Trauer sein. Eine enge Bindung, wie zu einem Partner, hinterlässt oft einen tiefen Schmerz.
  • Geborgenheit: War der Verstorbene Dein Anker, Dein Halt? Dann kann der Verlust Dein Lebensgefühl erschüttern.
  • Ambivalenz: In Beziehungen mischen sich Liebe und Konflikte. Ungeklärte Gefühle, wie „Habe ich alles gesagt?“ oder „Warum gab es immer so viel Streit?“, können Schuld oder Wut wecken und Deine Trauer erschweren.

3. Wie ist die Person gestorben?

Auch die Art des Todes prägt Deine Trauer. Ein plötzlicher Unfall löst andere Gefühle aus als ein Verlust durch langanhaltende Krankheit. Plötzliche Todesfälle, wie Unfälle oder Suizid, können Schock, Wut oder Hilflosigkeit verstärken. War der Tod erwartet, wie bei einer langen Krankheit, gab es vielleicht Raum für Abschied, aber auch Erschöpfung und Schuldgefühle, weil sich der Tod des geliebten Menschen wie eine Erlösung anfühlt – auch für Dich.

4. Welche Verluste hast Du bereits erlebt?

Frühere Verluste wirken in Deine aktuelle Trauer hinein. Unbewältigte Wunden, wie der Verlust eines Elternteils in der Kindheit, können Deinen Schmerz verstärken. Es kann auch sein dass ein aktueller Verlust verdrängte Trauer an die Oberfläche spült. Auch Deine Lebensgeschichte spielt eine Rolle: Hast du schon Krisen gemeistert, oder bist Du durch frühere Belastungen, traumatische Erlebnisse oder eine Depressionen verletzlicher? In meiner Praxis nutze ich Craniosacral-Therapie, um alte Wunden sanft zu lösen, damit Du Deinen aktuellen Verlust besser bewältigen kannst.

5. Wer bist du als Person?

Deine Persönlichkeit prägt, wie Du trauerst. Dein Alter, Deine Offenheit für Gefühle oder Deine Art, mit Stress umzugehen, beeinflussen Deinen Prozess. Manche Menschen lassen Tränen zu, andere ziehen sich zurück. Wenn Du Schwierigkeiten hast, Gefühle zu regulieren, kann Trauer besonders herausfordernd sein. Wenn es Dir schwerfällt Deine Gefühle auszudrücken, unterstütze ich Dich dabei, einen sanften Zugang zu Deinem Schmerzt zu finden ohne Dich zu überfordern. Deine Einzigartigkeit macht Deine Trauer besonders – und ich unterstütze Dich, sie zu verstehen.

6. Dein soziales und kulturelles Umfeld

Deine Umgebung gibt Deiner Trauer einen Rahmen. Traditionelle oder moderne Rituale bieten Struktur und Trost. In manchen Kulturen wird Trauer laut ausgedrückt, in anderen wird sie still getragen. Auch Dein soziales Netz ist wichtig: Fühlst Du Dich von Freunden gehalten, oder spürst Du Druck, „weiterzumachen“? Fühlst Du Dich von Deiner Familie oder auch am Arbeitsplatz verstanden und unterstützt?

Dein Weg beginnt hier

Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“ in der Trauer, nur Deinen einzigartigen Weg.

Deine Trauer wird von vielen Faktoren geformt: von der Liebe zum Verstorbenen, der Art des Todes, deinen Erfahrungen, deiner Persönlichkeit und deinem Umfeld. Jeder dieser Aspekte webt Dein einzigartiges Trauergewand. Sei sanft mit Dir, während Du trauerst, und gib Deinen Gefühlen Raum.

Möchtest Du Deinen Trauerweg besser verstehen oder Unterstützung finden? Als Trauerbegleiterin bin ich für Dich da, um Deinen Weg mit viel Herz und Klarheit zu begleiten. Ich unterstütze Dich dabei, Deinen Verlust zu verarbeiten und Deinen individuellen Trauerweg zu gehen – sei es durch Gespräche, Rituale oder sanfte Berührung.

Besuche meinen Blog für weitere Inspiration oder kontaktiere gerne mich per Telefon, E-Mail oder Messenger. Teile diesen Artikel auch sehr gerne mit jemandem, der diese Unterstützung braucht.

Ich bin da für Dich.

Von Herzen,

Ursula =)

Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.