URSULA HOHLWEG

Die vier Phasen der Trauer.

Inhaltsverzeichnis

Das Trauer-Modell von Verena Kast.

Trauer folgt keinem konkreten Ablauf, jedoch gibt es ein von Verena Kast entwickeltes Modell, das sowohl Betroffenen als auch BegleiterInnen als Orientierungshilfe dienen soll.

Verena Kast sagt über den Trauerprozess: „Der Trauerprozess ist ein natürlicher, schwieriger Wandlungsprozess. Er ist sehr belastend, gleichzeitig verbunden mit einer eigentümlichen Lebendigkeit und mit dem Gefühl, mit zentralen Erfahrungen im leben des Menschen konfrontiert zu sein: mit Leben und Tod und damit auch mit Fragen nach dem Sinn, nach dem, was letztlich im Leben trägt.“

Verena Kast sieht Trauer als einen Prozess, der durch eine Erschütterung des bisherigen Selbst- und Weltverständnisses ausgelöst wird und es erforderlich macht, das bisher gewohnte Leben zu verlassen und sich in ein neues Leben hineinzuwagen.

In allen vier Phasen der Trauer git es Momente der tiefen Verzweiflung, der Depression, der Apathie, in denen Betroffene das Gefühl haben, das das Leben nie wieder so sein wird wie zuvor, dass es nie wieder lebenswert sein wird und der Gedanke an den Tod als Ausweg auftaucht.

Phase 1 – Nicht-Wahrhaben Wollen

Dauer: Stunden bis ca. 1 Woche

Trauernde erstarren unter dem starken Gefühl des Verlustes. Sie wollen nicht wahrhaben, was geschehen ist. Sie weigern sich, zu glauben, dass der Verlust real ist und hoffen, dass alles nur ein böser Traum ist. Sie haben das Gefühl, gar nichts zu fühlen. Sie fühlen sich innerlich wie tot, so als wären sie gar nicht da. Alles geschieht wie in Trance. Der Körper reagiert mit deutlichen Sympotme eines Schocks – schneller Puls, Schwitzen, Übelkeit,…

Das ist eine Schutzfunktion, in der sich der Körper und die Seele gegen eine Überwältigung zu starker Emotionen schützen. Betroffene fühlen nur wenig, damit sie die notwendigen Formalitäten regeln können, ohne von den eigenen Gefühlen überrannt zu werden.

Die Aufgabe in dieser Phase ist, dass sich der Trauernde dessen bewusst wird, dass der Verlust tatsächlich real ist, dass der geliebte Mensch verstorben ist und nicht zurückkehren wird. Ein Wiedersehen ist nicht möglich.

Diese Phase kann länger andauern, wenn der Verlust unerwartet und plötzlich auftritt. Manches Mal müssen Betroffene den Verstorbenen sehen oder berühren, um sich aus dieser Phase lösen zu können.

In dieser Phase ist es wichtig, Betroffene bei der Bewältigung des Alltags zu unterstützen und so viel wie möglich davon zu übernehmen, was im Trauerfall zu tun ist. Trauernde sollen spüren, dass sie nicht alleine sind, aber sie sollen sich auch nicht entmündigt fühlen oder sich völlig in Beschlag genommen fühlen. Der Trauernde soll spüren, dass er so starr und empfindungslos sein darf, wie er ist.

Probleme in dieser Phase entstehen, wenn der Trauernde den Verlust verdrängt und so weiter lebt als wäre fast nichts geschehen. Der Verlust bzw. die Endgültigkeit der Ereignisse wird verleugnet. Die Betroffenen finden nicht in den Trauerprozess hinein.

Phase 2 – Aufbrechende Emotionen

Dauer: Wochen bis Monate

Diese Phase ist die schwierigste und zugleich auch die schmerzhafteste Phase der Trauerarbeit. Haben die Betroffenen in der ersten Phase noch funktioniert, verlieren sie nun den Halt. Die Trauernden werden von sehr starken und oft sehr widersprüchlichen Emotionen überschwemmt und haben dabei oft das Gefühl die Kontrolle zu verlieren.

Wut, Trauer, Freude, Angstgefühle, Ruhelosigkeit, Zorn und Wut, tiefe Niedergeschlagenheit, Ohnmacht, Zorn über die Ohnmacht wechseln sich ab. Oft wird nach einem Schuldigen für die Ereignisse gesucht und es werden Ärzte, Höhere Mächte, das Schicksal oder sogar sie selbst für den Tod des geliebten Menschen verantwortlich gemacht.

Wut und Zorn auf den Verstorbenen sind ein ganz natürlicher Bestandteil des Ablösungsprozesses. Zorn darüber, das man verlassen wurde und nun gezwungen ist, sich mit dem Verlust abzufinden und sich neu mit dem eigenen Leben arrangieren zu müssen. Auch der Zorn oder Wut über Unausgesprochenes, über das, was man einander „schuldig geblieben“ ist tritt auf. Auch das, was in der Beziehung zum Verstorbenen nicht gelebt werden konnte, dringt nun ins Bewusstsein und fordert Aufmerksamkeit.

Körper und Psyche können in dieser Phase aus dem Gleichgewicht geraten. Schlaflosigkeit, Unruhe, Heißhunger oder Appetitlosigkeit wechseln sich ab – je nachdem welche Emotion gerade vorherrschend ist.

Die Aufgabe des Trauernden in dieser Phase ist, dem Trauerschmerz zuzulassen und zu erfahren. Den Schmerz über den Verlust anzuerkennen, zu durchleben und zu einem realistischen Bild des Verstorbenen zuzulassen – mit all seinen guten wie auch seinen Fehlern und Schwächen. Es geht hier um die Anerkennung der Unstimmigkeiten und Probleme, die es gegeben hat aber auch die Freude darüber, dass es diesen Menschen gegeben hat und er Teil des eigenen Lebens war.

Betroffene brauchen in dieser Phase viel menschliche Wärme und Beistand. Das Auftauchen von Emotionen ist wünschenswert und soll gefördert werden, wenn möglich. Die Betroffenen sollen eingeladen und ermutigt werden über den Verlust, den Verstorbenen und ihre Gefühle zu sprechen.

Probleme in dieser Phase entstehen, wenn der Trauernde seinen Schmerz verleugnet oder flüchtet – in die Empfindungslosigkeit oder in die Geschäftigkeit. Wenn Betroffene die vielen verschiedenen Emotionen nicht oder nur teilweise akzeptieren und sie unterdrücken, bleiben sie in dieser Phase der Trauer hängen und finden nicht mehr aus der Trauer heraus. Oft suchen Betroffene dann Erleichterung mit Medikamenten oder anderen Substanzen, um den Schmerz zu bewältigen.

Phase 3 – Suchen, Finden und Sich-Trennen

Dauer: Wochen bis Jahre

„Erst wenn wir aufhören, mit jemandem leben zu wollen, der nicht mehr da ist, können wir die Erinnerung an ihn mit Würde erleben.“ – Jorgos Canacakis

Mit dieser Phase beginnt der Prozess der inneren Auseinandersetzung. Es ist eine Phase der Stabilisierung, des Suchens nach Erinnerungen, der Beginn der Akzeptanz. Die heftigen Gefühlsausbrüche beginnen sich zu legen. Körper und Seele stabilisieren sich.

Die Zeit, in der Bekannte und Freude mittrauern konnten ist nun vorbei. Denn der Trauernde muss nun versuchen, das was der Verstorbene für ihn bedeutet hat, ins neu entstandene Lebensgefüge einzubringen. Vor allem das, was durch die Beziehung zum Verstorbenen entstanden ist, was dadurch möglich war, wer man dadurch geworden ist, soll gesucht, gefunden und integriert werden. Dieser Prozess dient der Vorbereitung, ein Weiterleben ohne den geliebten Menschen zu akzeptieren, aber keineswegs aber, ihn zu vergessen.

Trauernde suchen Orte auf, die der Verstorbene geliebt hat, tun das, was er/sie gerne getan hat, kochen das Essen, dass er gerne gekocht oder gerne gegessen hat. Oft meinen Trauernde den Verstorbenen auf der Straße zu sehen oder sie begenen ihm in ihren Träumen.

Es ist eine sehr ambivalente Phase. Die Erinnerung an den Verstorbenen wird immer wieder ganz lebendig, verbunden mit dem Gefühl einer tiefen Freude und Verbundenheit – meist jäh unterbrochen von der Realisation des Verlustes und des damit verbundenen Schmerzes. Eine emotional sehr anstrengende und herausfordernde Phase.

Dieses Suchen und sich immer wieder Trennen-Müssen wirft den Trauernden auf sich selbst zurück. Es erlaubt dem Trauernden sich mit dem Verstorbenen auf eine weise auseinanderzusetzen, die ein Weiterleben ohne ihn möglich macht. Die Erkenntnis dass der Wunsch das Alte behalten zu wollen zwar da ist, aber auch zu spüren, dass es nicht möglich ist, wenn das Leben noch lebenswert sein soll.

Die Aufgabe der Trauernden in dieser Phase ist, sich an ein Leben, eine Umwelt anzupassen, in der der Verstorbene fehlt. Zu realisieren, dass eine körperliche Beziehung zum Verstorbenen nicht mehr möglich ist, aber eine innerliche und sich ganz bewusst für die Neugestaltung des eigenen Lebens zu öffnen.

Trauernde brauchen in dieser Phase viel Raum und Zeit für ihr Suchen und Sich-Trennen. Auch wenn es oft beschwerlich für Angehörige und Freunde ist, die immer gleichen Geschichten über den Verstorbenen zu hören, ist es aber für die Trauernden ein notwendiger Prozess in ihrer Trauerarbeit. Hier ist es wichtig, den Trauernden in seiner Fähigkeit zu unterstützen ohne den Verstorbenen weiter zu leben, seine Ressourcen, Interessen und Beziehungen zu fördern und zu ermutigen wieder eigene Entscheidungen zu treffen.

Probleme entstehen wenn sich die Trauernden nicht an die neue Situation anpassen können oder sich weigern sich anzupassen. Es kann sein, dass die Hinterbliebenen versuchen zum Verstorbenen zu werden, um ihn in ihrem Leben zu behalten, oder sie versuchen alte Gewohnheiten zu retten, um sich nicht verändern zu müssen. Es ist auch problematisch, wenn sich Betroffene in Fantasieren verlieren, dass der Verstorbene ja doch vielleicht gar nicht tot ist, und nur an einen anderen Ort gebracht wurde oder er/sie seinen/ihren Tod vorgetäuscht hat – nur um den Verstorbenen nicht loslassen zu müssen.

Phase 4 – Neuorientierung

Der Trauernde fühlt, dass sein Leben nun weiter gehen kann. Das Suchen, Finden und Sich-Trennen der vorhergehenden Phase nimmt nicht mehr die gesamte Gedankenwelt des Trauernden in Anspruch. Der Verlust kann immer mehr und schließlich ganz akzeptiert werden.

Die Trauernden orientieren sich wieder nach außen. Die verlorene Person bleibt zwar in Gedanken präsent, die Trauernden können aber wieder Pläne schmieden und neue Facetten des Lebens erkennen. Sie erlangen ihre Selbständigkeit zurück und beginnen wieder das eigene Leben und den Bezug zu anderen Menschen aktiv zu gestalten. Neue Beziehungen können eingegangen werden. Neue Lebensmuster entwickeln sich, ohne dass der Verstorbene in Vergessenheit gerät. Dem Trauernden gelingt es wieder, das Hier und Jetzt wahrzunehmen und nach vorne zu schauen.

Die Aufgabe in dieser Phase ist es, die eigene emotionale Energie vom Verstorbenen, von der Trauer und dem Schmerz abzuziehen und ganz bewusst wieder in neue Beziehungen zu investieren. Die Akzeptanz, dass das Leben weiter geht und auch für den Trauernden neue Möglichkeiten bietet, ist essenziell.

Für das Umfeld des Trauernden ist es hier besonders wichtig darauf zu achten, den Trauernden in seinen Bestrebungen der Eigenständigkeit zu unterstützen und ihn nicht zu hemmen.

Auch in dieser Phase gibt es immer wieder Rückfälle in die schon durchschrittenen Phasen der Trauer, die verbunden sind mit Zweifeln an sich selbst. Oft reagieren Trauernde auf Verluste aller Art sehr empfindlich und fallen dadurch in frühere Phasen des Trauerprozesses zurück und machen sie erneut durch.

Probleme in dieser Phase treten auf, wenn sich der Trauernde weigert, sich auf Neues und neue Beziehungen einzulassen.

Ein gelungener Trauerprozess endet damit, dass sich die Trauernden verändern und neue Beziehungen eingehen. Wenn ein neues Selbst- und Weltbild gefunden werden konnte, kehrt der Lebenssinn zum Trauernden zurück. Das Leben ist wieder wert gelebt zu werden – auch im Angesicht des Todes.

Fragen zur Trauerarbeit und Terminvereinbarung.

Ziel der Trauerbegleitung ist es, Dich in Deinem Wunsch nach Ganzheit und Heil-Sein zu unterstützen und Dich dabei zu begleiten, deine Verlusterfahrung in eine Quelle Deines inneren Wachstums zu verwandeln.

Ich freue mich sehr darauf, Dich auf diesem herausfordernden Weg zu begleiten.

Bitte kontaktiere mich sehr gerne für weitere Fragen oder Terminvereinbarungen.

Von Herzen,

Ursula =)

Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.