URSULA HOHLWEG

Ich wünsche Dir.

Ich wünsche Dir

Ich wünsche Dir in deinen dunklen Stunden die Kraft des Lichts, damit die Schatten Deines Lebens hinter Dich fallen. Dass Du auch jene Türen öffnest, die scheinbar ins Leere führen, damit sich Dir ganz neue und ungeahnte Möglichkeiten eröffnen.

Ich wünsche Dir, dass Du nur jene Dinge trägst, die Dir auferlegt sind; und die Erkenntnis, dass Du nicht alles tragen musst. Dass Du fühlst und spürst, dass Du jederzeit unnützen Ballast abwerfen kannst und es auch tust.

Ich wünsche Dir die Kraft der Vergebung. Dass Du Dir selbst und anderen vergeben kannst und auch vergessen. Dass es nach jedem Streit und jeder Verletzung in Deinem Leben Hände gibt, die ineinander greifen und das Wunder der Heilung den Schmerz in Liebe verwandelt.

Ich wünsche Dir, dass Du Dir immer Deine innere Freiheit bewahrst, besonders dann, wenn Deine äußere Freiheit eingeschränkt ist. Dass Du nach aufregenden Zeiten einen ruhigen Hafen findest, um Dich zu erholen von den Strapazen Deiner Lebensreise.

Ich wünsche Dir, dass Du Dich aufrichtest wie ein Baum, Dich dem Himmel öffnest und in der Weite Deines Geistes Orientierung finden kannst. Dass Du im Kreislauf des Lebens erblühst und Früchte trägst und nach der Einsamkeit des Winters wieder Knospen treibst.

Ich wünsche Dir, dass Du Dich niemals verstecken musst – weder vor Dir selbst noch jemand anderem. Dass Du immer sein kannst, wer Du bist, mit allen Freuden und Fehlern, mit all Deinem Lachen und mit all Deinen Tränen. Dass Du Dir selbst vertrauen kannst und annimmst, was Du fühlst und denkst. Dass Du Sicherheit und Vertrauen in Dir selbst findest und Dich geborgen fühlst im Leben.

Ich wünsche Dir, dass Du Dir einen Lebensraum erschaffst, in dem Dir alles Lebendige, das Dir begegnet, Dich mit tiefer Freude erfüllt. Dass Du auch die kleinen Dinge des Lebens mit Deinem Herzen siehst und Deine Freude Dein ganzes Wesen durchströmt.

Ich wünsche Dir, dass Dein Leben so farbenfroh und abwechslungsreich ist wie Du es Dir ersehnst. Dass es auch mit all seinen Sprüngen, Irrtümern und Fehlern sich zu einem harmonischen Ganzen fügt, dass Dich mit Freude erfüllt.

Ich wünsche Dir genügend Erholung und ausreichend Schlaf und eine Arbeit, die Dir wahre Freude bereitet. Eine Lebensaufgabe, die das Beste in Dir zum Vorschein bringt und vielen Menschen Glück und Freude schenkt. Und Hände, die nicht lange überlegen, ob sie helfen sollen. Dass Du im Geben Deine Erfüllung findest und dass Dich das Leben reich beschenkt.

Ich wünsche Dir Zeit. Um einem Schmetterling nachzulaufen. Um die Stimme Deines Kindes zu hören. Um auszuruhen, um zu trösten, zu lieben und still zu sein. Zeit um zu wachsen, zu genießen. Zeit für die Wunder des Lebens und Zeit für Deine Träume.

Ich wünsche Dir, dass Dir viele Menschen vorurteilsfrei, aufrichtig und in Liebe begegnen. Menschen, die Dich mögen, Dich bejahen, Dir ihr Vertrauen schenken und Dir Mut machen. Menschen, die Dich bestätigen, aber auch Menschen, die Dich anregen. Menschen, die Dir Vorbild sein können, die Dir weiterhelfen wenn Du traurig bist und müde und erschöpft.

Ich wünsche Dir einen Engel, der stets bei Dir ist und Dich beschützt. Dass seine Freude, seine Liebe, sein Glück, seine Zuversicht, seine Gelassenheit, seine Demut und seine Güte Dein Leben erfüllen.

Ich wünsche Dir täglich neuen Mut und neue Lebenslust, Kraft und Fantasie. Dass Du aus Deiner unerschöpflichen Lebendigkeit heraus Deine Träume verwirklichen kannst um ganz Du selbst zu sein. Dass Du für Dich selbst einstehst und Deinem Herzen folgst, damit Dein Leben in der Vielfalt aller Farben und Töne zum Leuchten beginnt – im Einklang mit Deiner inneren Wahrheit.

Ich wünsche Dir ein liebendes Herz, von dem Du Dich leiten lässt. Das stark ist, wenn Du Dich schwach fühlst. Dass Dich gelassen, heiter und zuversichtlich durch Dein Leben führt. Dessen Mitgefühl Dich spüren lässt, wo Du gebraucht wirst. Das Dir Trost spendet, wenn Du verzweifelt bist. Ein Herz, das überströmt in Freude und diese Freude weiter schenkt.

Ich wünsche Dir, dass Du erkennst, welch wunderbares Leben Du lebst. Dass Du es siehst in Deinem eigenen Seelenlicht. Dass Du spürst wie herrlich Dein Leben ist, wenn Du genauer hinsiehst und es fühlst – mit all seinen feinen Schwingungen, all seinen Wundern und Geschenken. Dass Du erkennst, dass Schmerzen zum Leben gehören und dass Deine Seele wachsen muss, damit die Dunkelheit dem Licht weichen kann.

Ich wünsche Dir, dass Du das Licht Deines wahren Wesens siehst. Dass Du es in dich aufnimmst und Dich an seiner Wärme erfreust. Dass Du dieses Licht hinaus in die Welt trägst und weiter gibst, damit es das Leben anderer bereichert.

Ich wünsche Dir,
dass die Liebe, die Du in dir trägst,
spürbar und sichtbar wird in dieser Welt.

Von Herzen,

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Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.