URSULA HOHLWEG

Trauerbegleitung – was ist das?

Trauerbegleitung mit Ursula Hohlweg

Inhaltsverzeichnis

Was ist Trauer?

„Trauer…

  • ist eine angemessene, den ganzen Menschen erfassende und sein gesamtes Leben durchtönende Reaktion – eine (un-)mittelbare Antwort – auf einen erlittenen Verlust;
  • wird ausgelöst durch den Verlust eines Menschen oder einer Sache, zu dem/der eine sinnerfüllte Beziehung bestand;
  • ist eine angeborene Fähigkeit;
  • wird als schmerzhaft bis qualvoll empfunden;
  • verläuft als äußerer und innerer Realisierungsprozess;
  • zeigt sich als eine dynamische Befindlichkeit, die nicht endet, jedoch ihren Charakter mit der Zeit verändert;
  • ist unberechenbar;
  • hebt das Thema Endlichkeit aus der Sphäre des Denkwissens in die Erfahrung hinein;
  • ist keine Krankheit, sondern Leiden im Gesunden.“

(aus „ÜbungsRaum Trauerbegleitung“ von Monika Müller, Sylvia Brathuhn und Matthias Schnegg)

Trauer folgt jedoch keiner vorgegebenen zeitlichen Abfolge, keiner Logik, keinen aufeinanderfolgenden Schritten, keinem Modell. Sie ist nicht vorhersehbar und für jeden Menschen genau so individuell und einzigartig wie er/sie selbst.

Trauer stellt die Betroffenen vor große Herausforderungen und fordert ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit, Interesse und Achtsamkeit.

Trauer ist schwer in Worte zu fassen. Trauer hat kein vorhersehbares Ende. Trauer ist.

Ein Raum des Wachsens und Werdens.

Ein Trauerbegleiter ist jemand, der Menschen in ihrer Trauer achtsam, respektvoll und einfühlsam zur Seite steht, der Wissen um die einzelnen Trauerphasen besitzt und dieses nützen kann, um ein bewusstes Durchleben der Trauer möglich zu machen.

Lore Wehner und Brigitte Husi-Bader

Professionelle Trauerbegleitung kann das Verharren, die Intensivierung und die Somatisierung normaler Trauerreaktionen verhindern. Insbesondere die wertfreie Annahme aller auftretender Gefühle kann den Ablauf des Trauerprozesses verkürzen und Blockaden lösen, die ein positives Weiter-Gehen im Leben verhindern.

Trauerbegleitung unterstützt Dich bei der Bewältigung von bereits erlittenen oder zu erwartenden Verlusterfahrungen. Sie hilft Dir, Dir der Ursachen und der Funktion Deiner Trauer bewusst zu werden und sie in all ihren Dimensionen zu erfahren, um aus diesem Erleben neue Lebensperspektiven zu entwickeln.

Tauerbegleiter zeigen auf einfühlsame und sensible Weise Wege auf, wie Du mit Deiner Trauer und der Endlichkeit des Lebens im allgemeinen, aber auch Deines eigenen Lebens umgehen kannst. Sie helfen Dir, Deinen Schmerz und all die verschiedenen Gefühle zuzulassen um schließlich neuen Halt, neuen Sinn und neuen Lebensmut zu finden.

Ein sicherer Ort.

TrauerbegleiterInnen bieten Dir und allen trauernden Menschen einen sicheren Ort, an dem alle Gefühle erlaubt sind und gespürt, gelebt und erfahren werden dürfen. Sie nehmen an, akzeptieren, stärken, schützen und begleiten Betroffene auf dem Weg der Verarbeitung von Gefühlen, damit ein Loslassen und eine Neuorientierung möglich werden.

Durch den Verlust eines geliebten Menschen oder den Verlust einer langjährigen Beziehung verändert sich vor allem Deine gewohnte Routine drastisch. Du kommst in einen Zustand des „Nicht-Wissens“, der mit großen Unsicherheiten verbunden ist.

Insbesondere die Zuwendung, der Respekt und die Ermutigung in der Begleitung helfen Dir, Dich selbst (wieder) bewusst wahrzunehmen, Deine veränderte Realität zu erkennen, den anflutenden Impulsen von innen und außen nicht (länger) ausgeliefert zu sein. So lernst Du mit der Zeit Dein Leben wieder selbst zu gestalten und kannst Dich als selbstwirksam erfahren.

Die Trauerbegleitung bietet Dir einen geschützten Raum, in dem Du Dich selbst wieder bewusst wahrnehmen und das neue Leben einüben darfst um Dich Schritt für Schritt hinauszuwagen in die Welt.

Was macht gute Trauerbegleiter aus? Ihre innere Haltung.

Damit in der Trauerbegleitung ein hilfreicher Raum entstehen kann, ist eine spezifische innere Haltung der TrauerbegleiterInnen notwendig: Ein aufgeschlossener, respektvoller und wertschätzender Umgang der die Zerbrechlichkeit und der Berührbarkeit von Menschen ernst und annimmt. Sowie die absolute Bereitschaft, Trauernde so zu sehen, und in jedem gegebenen Augenblick so anzunehmen , wie sie sind.

Diese Haltung und Einstellung im Umgang mit Trauernden ist entscheidend – denn sie bildet die Grundlage für einen Raum voller Aufmerksamkeit, Offenheit, Akzeptanz, Empathie, Kongruenz, Behutsamkeit, Verständnis, Phantasie, Kreativität und Wertschätzung in der sich trauernde Menschen angenommen und geborgen fühlen.

„Ebenfalls zur Haltung gehören kommunikative – verbale, para- und nonverbale – Kompetenz und reflektierte eigene Lebenserfahrung, nicht zuletzt auch in Bezug auf Schweigen, auf Umgang mit eigenem Leid und spiritueller Kraft.“ (aus „Übungsraum Trauerbegleitung“ von Monika Müller, Sylvia Brathuhn und Matthias Schnegg)

Trauerbegleitung – damals und heute.

Die Trauerbegleitung hat ihre Wurzeln in der kirchlichen Seelsorge und ist auch heute noch eine der Hauptaufgaben in der kirchlichen Arbeit. In der modernen Zeit wurde das Ausleben der Trauer jedoch durch die Tabuisierung von Krankheit, Sterben und Tod immer weiter verdrängt.

In den 70er Jahren führte insbesondere die Arbeit mit Sterbenden von Elisabeth Kübler-Ross zu einem Umdenken in der Gesellschaft, und so rückte die Begleitung von Angehörigen und Freunden Sterbenden wieder ins gesellschaftliche Bewusstsein und wurde auch Bestandteil palliativ-medizinischer Konzepte.

Trauerbegleitung ist heute – nach Supervision, Stressmanagement und Burnout-Prävention, Paarberatung, Mediation und Aufstellungsarbeit – der sechste „ExpertInnen-Pool“ innerhalb der gewerblichen Lebens- und Sozialberatung. Expertinnen und Experten für Trauerbegleitung verfügen zusätzlich zu den umfassenden grundlegenden Theorie- und Praxisausbildungen für Lebens- und Sozialberatung über einschlägige registrierte Fachausbildungen sowie Praxiserfahrung im Umfang von zumindest 140 Einheiten.

Fragen zur Trauerarbeit und Terminvereinbarung.

Ziel der Trauerbegleitung ist es, Dich in Deinem Wunsch nach Ganzheit und Heil-Sein zu unterstützen und Dich dabei zu begleiten, deine Verlusterfahrung in eine Quelle Deines inneren Wachstums zu verwandeln.

Ich freue mich sehr darauf, Dich auf diesem herausfordernden Weg zu begleiten.

Bitte kontaktiere mich sehr gerne für weitere Fragen oder Terminvereinbarungen.

Von Herzen,

Ursula =)

Unbewusste Trauer.

Wenn wir trauern, ohne es zu wissen...

Wenn die Erfahrung eines Verlustes kaum oder gar nicht emotional erfahren und durchlebt wird oder werden kann, drückt sich die Trauerreaktion vorwiegend über körperliche Symptome aus. Der Körper übernimmt die unverarbeiteten Gefühle und entwickelt spezifische Anpassungsstrategien, die sich als chronische und/oder psychosomatische Beschwerden zeigen. Die Trauer ist so tief in uns verborgen, dass wir uns an sie nicht mehr bewusst erinnern – wir haben die Verbindung zu unseren tiefsten Gefühlen verloren.

Vielleicht gab es schon in unserer Kindheit in unserem familiären Umfeld aus den verschiedensten Gründen kein Platz für unsere Gefühle. Vielleicht war niemand da, der unsere Trauer wahrgenommen hat. Vielleicht wollten wir unsere Trauer auch gar nicht zeigen, weil wir uns für unsere Gefühle schämten oder wir unsere Eltern und Geschwister nicht belasten wollten.

Aus der Somato Emotionalen Entspannung ist Phänomen der Trauer über unvollendete biologische Prozesse bekannt. Das bedeutet, dass ein natürlich geplanter oder vorherbestimmter biologischer Ablauf nicht vollendet wurde und sich als Unwohl-Sein, Schmerz oder Störung im Körper manifestiert. Dies kann eine Schwangerschaft sein, die durch eine Fehlgeburt oder einen Not-Kaiserschnitt nicht dem biologischen Programm gemäß vollendet wurde. Oder eine Geburt, bei der das Bonding mit dem Baby nicht in der optimalen Form möglich war. Auch ein gestörter Prozess der Reproduktion durch Sterilisation oder Kinderlosigkeit kann zu körperlichen Trauerprozessen führen.

Aber auch der Verlust der körperlichen Unversehrtheit durch Operationen, durch schwere Krankheiten oder der Verlust von biologischen Funktionen und körperlichen Fähigkeiten wie z.B. durch eine Sterilisation, eine Amputation oder die Entfernung eines Organs können biologische Trauerprozesse und entsprechende psychosomatische Beschwerden auslösen, wenn sich Betroffene des Verlustes nicht bewusst sind und diesen weder verarbeitet noch integriert haben.

Und schließlich kann es auch sein, dass wir um etwas trauern, das wir niemals hatten – beispielsweise eine unbeschwerte Kindheit, wenn wir ohne Vater, Mutter, Großeltern oder Geschwister aufwuchsen. Wenn wir viel zu früh erwachsen werden mussten durch kranke, traumatisierte oder süchtige Eltern, um die wir uns kümmern mussten oder weil wir selbst krank und lange Zeit im Spital auf uns selbst gestellt waren. Viele von uns trauern tief in ihrem Inneren, weil sie in einem Umfeld aufwuchsen, in dem ihr wahres Potenzial nicht erkannt, gesehen und gefördert wurde, weil sie nie vollständig und ganz wahrgenommen wurden, so wie sie wirklich sind – ihr Licht, ihre Liebe und ihre Seele.

Wenn wir von Anfang an mit solchen Verlusten leben müssen, dann wird der Verlust „normal“ und wir haben ganz vergessen, dass wir eine tiefe Traurigkeit in uns tragen, die gesehen, gefühlt und erlöst werden will.

Es gibt fünf verschiedene Formen von unbewusster Trauer, die sich besonders gravierend auf unser Leben auswirken: Verlust in vorgeburtlicher Zeit, Verlust einer heilen Geburtserfahrung, Verlust von Urvertrauen im Kindesalter, Verluste aus früheren Leben, Übernommene Verluste aus dem Ahnenfeld. 

Mehr Informationen dazu findest Du im Blog-Artikel „Unbewusste Trauer“.

Komplizierte Trauer.

Wenn Trauer kompliziert wird...

Werden die Gefühle der Trauer aus verschiedensten Gründen verneint, unterdrückt oder nur teilweise durchlebt, kann der Verlust im Laufe der Zeit nicht auf gesunde Weise verarbeitet und integriert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Schmerz bleibt aus – wir bleiben in Trauerkrisen verhaftet.

Vor allem dann, wenn Betroffene sich selbst nicht erlauben zu trauern, sich für ihre Trauer schämen oder ihre Trauer aus verschiedenen persönlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Gründen nicht leben können, verkompliziert sich der Trauerprozess.

Die Trauer wird unterdrückt, dauert sehr lange an oder ist mit extremen Gefühlen verbunden – wie beispielsweise starkem Zorn oder extrem starken Schuldgefühlen. Diese Probleme hängen oft mit einer sehr ambivalenten und stark belasteten Beziehung zum Verstorbenen zusammen.

Die nicht verarbeitete Trauer kann sich in Depression, in Panik- und Angstzuständen, in verschiedensten psychosomatischen und körperlichen Symptomen ausdrücken und sogar Suchterkrankungen nach sich ziehen. Wir verlieren den positiven Blick auf uns und unser Leben, unsere Perspektiven und unseren Lebensmut.

Auch bereits länger zurückliegende Verluste, die noch nicht verarbeitet wurden, können eine große Belastung für Betroffene und ihr Umfeld darstellen und zu ungesunden und dauerhaften Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen führen.

Zieht sich der/die Trauernde sozial stark zurück, verspürt starke Schuldgefühle oder lang anhaltende Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder Verbitterung, leidet unter psychosomatischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Brust- oder Herzschmerzen, Gewichtsabnahme, etc.) oder äußert den Wunsch, dem Verstorbenen zu folgen oder ohne das Verlorene nicht weiter leben zu können, ist eine professionelle psychologische Beratung oder Psychotherapie dringend anzuraten.

Erschwerte Trauer.

Wenn Trauer unerträglich ist...

Plötzlich und unerwartete sowie traumatische Todesfälle können den Trauerprozess erschweren oder verhindern beziehungsweise die Trauerreaktionen stark intensivieren.

Wenn Menschen durch eigene Hand (Suizid) aus dem Leben scheiden, ist der Prozess des Abschied-Nehmens und des Trauerns für die Hinterbliebenen sehr komplex. Trauer und Schmerz mischen sich mit Wut und Schuldgefühlen und quälenden Fragen nach dem Warum und was man hätte tun können, um es zu verhindern.

Hinzu kommt, dass das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabubehaftet ist – Betroffene sind mit einem stark verunsicherten Umfeld konfrontiert oder verschweigen den Suizid aus Schamgefühl oder um das Andenken des Verstorbenen nicht zu beschmutzen.

Der Tod des eigenen Kindes (plötzlicher Kindstod, Unfall, Krankheit, Drogenmissbrauch, Selbsttötung oder Gewaltverbrechen) stürzt die Hinterbliebenen und ihre gesamtes Umfeld meist in eine tiefe persönliche, partnerschaftliche und familiäre Krise. Nach einer Fehlgeburt, einer stillen Geburt oder dem Tod eines Neugeborenen fehlt im Umfeld häufig das Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse verwaister Eltern. 

Ein medizinisch notwendiger oder von den Eltern gewollter  Schwangerschaftsabbruch stellt ebenfalls eine traumatische Erfahrung und eine große Belastung für die Eltern und auch ihre Beziehung dar. Das Verständnis, dass nach einer bewussten Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft großer Schmerz, tiefe Trauer und starke Schulgefühle auftreten, fehlt meistens.

Auch unklare Verlustsituationen bei verschwundenen, verschollenen oder vermissten Personen, eine besonders belastete Beziehungssituation (körperlicher oder emotionaler Missbrauch, Co-Abhängigkeit),  vorausgegangene nicht bewältigte Verlusterfahrungen, soziale Isolation, ein fehlender emotionaler Austausch im persönlichen Umfeld sowie die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Verlust können eine natürliche Verarbeitung erschweren, verlängern oder sogar unmöglich machen.